EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
wird ein Blick in die aktuelle Presseberichterstattung gewagt, so scheint es, dass es mehrere „verschiedene“ Deutschlands gibt. So ist erstens der Aktienmarkt zu nennen. Der DAX, hierzulande das Synonym für deutsche Unternehmen (auch wenn diese ihre Ergebnisse oft im Ausland machen), steigt von einem Hoch zum nächsten und ungeachtet aller wirtschaftlichen und politischen Krisen sind die 19.000 Punkte in greifbarer Nähe. Zweitens ist der Arbeitsmarkt zu nennen. Auf Basis einer Statistik der Bundeszentrale für politische Bildung aus 2024 wird erkennbar, dass sich die Arbeitslosenzahlen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau bewegen. In 2023 waren „nur“ 2,6 Mio. Menschen ohne Arbeit – nach einem Höchststand von 4,9 Mio. Menschen in 2005. In Kombination mit der gestiegenen Bevölkerung ist die Quote mit 5,7 % die drittniedrigste seit der Wiedervereinigung. All dies lässt eigentlich eine positive Grundstimmung erwarten – allerdings ist dies nicht der Fall. Denn die dritte Sicht ist die Stimmung in der Wirtschaft. Das ifo-Institut titelt in seinem Geschäftsklimaindex 08.2024: „Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland ist im Sinkflug“. Dies bestätigt die vierte Perspektive, die des Wirtschaftswachstums. Das Jahr 2023 endete laut Statista mit einem Minus von –0,3 % und auch 2024 fällt deutlich hinter den Erwartungen zurück. Auch das fünfte Deutschland, das politische, zeigt eine traurige Entwicklung. Mit 32,8 % in Thüringen und 30,6 % in Sachsen gewinnt mit der AfD eine Partei an Zuspruch, die im Kontext eines dunklen Kapitels deutscher Geschichte nie wieder hätte einen solchen Zulauf erfahren dürfen. Gleichzeitig sind die etablierten Parteien geschwächt und müssen teilweise auch bei den folgenden Wahlen aufgrund der 5%-Hürde um den Einzug in die Parlamente bangen. Die Gründe sind vielfältig: Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Migration, Bürokratie, Politikverdrossenheit, Inflation, Regulatorik und Wirtschaft spalten das Land.
Diese fünf Perspektiven auf ein Land regen Sie, liebe Leserinnen und Leser, hoffentlich zum Nachdenken an. Auch wenn es – wie schon immer in der Vergangenheit unseres Landes – viel zu kritisieren gibt, ist ein Impuls wichtig: es ist nicht alles schlecht und der deutsch-typischen Einstellung, dass das Glas halb leer statt halb voll ist, gilt es im täglichen Doing und beim Setzen des richtigen Mindsets entschieden entgegenzuwirken.
Dieser Grundgedanke lässt sich, eine Ebene tiefergelegt, auch auf das Bankwesen übertragen. Trotz (Über-)Regulierung geht es den Banken hierzulande nicht zuletzt aufgrund der Zinswende sehr gut und der deutsche Bankensektor zählt zu den stabilsten der Welt. Viele andere beneiden Deutschland um dieses Asset.
Hierauf und auch auf die Erfolge unseres Landes sollten wir stolz sein. Letztlich liegt es an uns allen, das Land, indem wir leben (und damit auch den Bankensektor), jeden Tag ein Stück besser zu machen. Dies war und wird auch immer Kernaufgabe der Sparkassen mit ihrem öffentlichen Auftrag sein. Dies ist der Sinn – neudeutsch „Purpose“ – in der Arbeit bei meiner Sparkasse, die mich jeden Tag antreibt und motiviert.
Lassen Sie uns alle daran arbeiten, dass wir die Welt in der Zeit, die uns gegeben ist, jeden Tag ein Stück besser machen.
Herzliche Grüße – und bleiben Sie motiviert sowie optimistisch!
Ihr Prof. Dr. Svend Reuse, Mitglied des Vorstands, Kreissparkasse Düsseldorf