Stine Sander, Firmenkundengeschäft, Hannoversche Volksbank eG
I. Einleitung
„Wir machen uns unverzichtbar.“ Mit diesen Worten leitete der Vorstand der Hannoverschen Volksbank eG die diesjährige Jahresauftaktveranstaltung ein. Wir müssen uns unverzichtbar machen, denn in Zeiten des Internets, wachsender Technologien und digitalisierter Arbeitsprozesse ist es nicht mehr außergewöhnlich, dass eine Vielzahl von Kundinnen und Kunden ihre Bankgeschäfte ausschließlich über Onlinebanken abwickeln. Damit die Geschäftsmodelle der Banken weiterhin bestehen bleiben, gilt es, eine neue Ausrichtung der Arbeitswelt in den Banken zu etablieren. Und genau dieses Ziel hat sich der Vorstand der Hannoverschen Volksbank eG gesetzt. Sich wandelnde Kundenbedürfnisse erfordern eine Anpassung der Arbeitsprozesse und eine veränderte Führung im digitalen Zeitalter. Damit wir uns als Volksbank unverzichtbar machen, müssen wir für unsere Kundinnen und Kunden einen Mehrwert schaffen. Das gelingt nur, wenn wir uns als Kreditinstitut verändern und die Führung als Schlüssel zum Erfolg im Veränderungsprozess einsetzen. Welche Herausforderungen sich für die Führung im digitalen Zeitalter ergeben und welche veränderten Anforderungen an die Führungskräfte gestellt werden, soll in dem vorliegenden Beitrag analysiert werden.
Nachdem im ersten Kapitel das Thema eingeleitet wurde, werden im zweiten Kapitel zunächst die Schlüsselbegriffe dieses Beitrags definiert, um auf dieser Grundlage im dritten Kapitel in die klassischen Führungsansätze einzusteigen. Sie bilden die Basis, wie Führung aktuell und in den vergangenen Jahren gelebt wurde. Warum diese Ansätze bereits weit überholt sind und sich in dieser Form nicht mehr in den allgegenwärtigen Führungsstilen wiederfinden sollten, wird belegt, in dem im vierten Kapitel der kulturelle, technologische sowie demografische Wandel aufgezeigt wird. Aus der Diskrepanz zwischen den klassischen Führungsansätzen und der neuen Arbeitswelt werden im fünften Kapitel die Herausforderungen abgeleitet, denen sich Führungskräfte stellen müssen. Mit den neuen Herausforderungen gehen auch neue Anforderungen sowie Aufgaben auf der Führungsebene einher, die im fünften Kapitel dargestellt werden. Als Lösungsvorschlag wird im siebten Kapitel das Prinzip des Digital Leadership vorgestellt und im achten Kapitel Handlungsempfehlungen für das Führen von bzw. in Kreditinstituten gegeben. Das neunte Kapitel fasst als Fazit die herausgearbeiteten Notwendigkeiten in Bezug auf die Ausgangsfragestellung zusammen.
II. Verstehen, was zählt – Die wichtigsten Begriffe der digitalen Führung
Um ein einheitliches Begriffsverständnis zu schaffen, werden im Folgenden die drei relevantesten Begrifflichkeiten dieses Beitrags definiert. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen von Autorinnen und Autoren existiert eine Vielzahl an Begriffsdefinitionen. Da es keine allgemeingültigen Definitionen gibt, bilden die unten genannten Auffassungen die Grundlage der folgenden Kapitel.
1. Digitalisierung
„Der Begriff Digitalisierung kann generell aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden. Zum einen kann er rein technisch verstanden werden als Umwandlung analoger in digitale Informationen. Zum anderen kann er ganzheitlich als eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung gesehen werden, welche durch technologische Entwicklungen in der elektronischen Datenverarbeitung angetrieben wird.“[1] Beide Aspekte zusammen führen zu einer umfassenden Veränderung unserer Arbeitswelt, die weit über digitale Prozessveränderungen hinausgeht.
2. Führung
Führung umfasst im weitesten Sinne drei Ebenen: die Unternehmensführung, die Mitarbeiterführung und die Selbstführung.[2] In Volksbanken obliegt ersteres dem Vorstand und der Bereichsleitung. Die Mitarbeiterführung wird durch die Abteilungsleitung und Vertriebsleitung, die ein Marktgebiet mit mehreren Geschäftsstellen zu verantworten hat, ausgeübt. Selbstführung beinhaltet insbesondere die Bereiche Eigenverantwortung und Selbstdisziplin. Im Folgenden wird überwiegend die Mitarbeiterführung betrachtet.
Weiterhin unterschiedet man zwischen direkter und indirekter Führung. Von direkter Führung spricht man, wenn durch eine Führungskraft, also konkret einen anderen Menschen, geführt wird. Indirekt wird geführt durch Strukturen, wie beispielsweise Organigramme, Anreizsysteme oder vertraglich festgehaltene Regelwerke.[3] Ausgehend von der direkten Führung bezeichnet man als Führungskraft „Personen mit Personal- und Sachverantwortung. [Diese] haben aufgrund ihrer (relativ hohen) hierarchischen Stellung Einfluss auf das gesamte Unternehmen oder seine wichtigsten Teilbereiche.“[4]
3. Digital Leadership
Wenn man „Digital Leadership“ wörtlich übersetzt, bedeutet es kaum etwas anderes als „digitale Führung“. Nachdem wir uns bereits mit den Definitionen zur Digitalisierung und Führung befasst haben, wird deutlich, dass Digital Leadership ein Zusammenspiel aus neuen Führungsmethoden und dem Einfluss digitaler Gegebenheiten und Möglichkeiten ist. Führungsinstrumente und Führungsstrategien werden an die Arbeitswelt 4.0 angepasst.[5]
Häufig wird der Begriff „Leadership“ dazu verwendet, moderne Führungsansätze von den klassischen Führungsansätzen abzugrenzen.[6] Bevor der Wandel der Arbeitswelt analysiert wird, befassen wir uns zunächst mit den klassischen Führungsansätzen, die jahrzehntelang praktiziert wurden und auch heute noch Bestandteil vieler Führungskulturen sind.
III. Vergangene Weisheiten – Warum klassische Führungsmodelle nicht mehr zeitgerecht sind [...]
Beitragsnummer: 22693
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