Christian Hasenclever, Lehrbeauftragter Fakultät IV Wirtschaft und Informatik, International Corporate Finance, Hochschule Hannover, und Treasury, Asset and Liability Management (ALM), Liquiditätsrisikomanagement, Norddeutsche Landesbank (NORD/LB) Hannover
I. Neue Schwerpunktthemen in der aufsichtlichen Überprüfung?[1]
Vor wenigen Monaten sorgte der massive, kurzfristige Abzug von diversen Einlageprodukten, ein sog. Bank Run, zum Kollaps und der Schließung mehrerer US-amerikanischer Regionalbanken. Die US-Notenbanken (FOMC[2]) hatten zuvor aufgrund der persistent hohen Inflation die Leitzinsen immer wieder erhöht. Die dadurch ausgelöste Verteuerung der Finanzierungskosten setzte dem Risikokapitalmarkt zu. Auf dem Technologie- und Risikokapitalsektor lag allerdings das Kerngeschäftsfeld der Silicon Valley Bank (SVB). Die Fremdkapitalgeber reagierten auf ihre wachsenden Bedenken über die Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells unter den veränderten Rahmenbedingungen mit einem Abzug ihrer Einlagen. Um trotz des großen Liquiditätsabflusses die Solvabilität zur erhalten, musste die SVB Vermögenswerte veräußern. Der erwähnte, von den Notenbanken initiierte Zinsanstiegs ließ das nur mit Verlusten realisieren. Diese Entwicklung nährte Bedenken über die Zahlungsfähigkeit und Liquiditätslage der Bank weiter, was den Einlagenabzug nur beschleunigte.[3] Ein sich selbst verstärkender Prozess, der auf andere regionale Banken[4] übergriff. Die lokale Aufsichtsbehörde sah sich gezwungen, zur Marktstabilisierung einzugreifen und schloss die SVB. Das Markt- und Investorenverhalten war allerdings keineswegs regional begrenzt. Zweifel am Geschäftserfolg der vom Financial Stability Board (FSB)[5] als systemrelevant eingestuften Großbank Credit Suisse (CS)[6],[7],[8] kamen wieder auf und bedrohten das Geschäftsmodell der CS. Die schweizerische Regierung und die schweizerische Notenbank (SNB) mussten intervenieren und die Bank fusionierte mit der UBS.[9] [...]
Beitragsnummer: 22352