Donnerstag, 29. August 2024

Der „Zinseszinseffekt“ bei der Inflationsrate

Was der Inflationsschub der letzten Jahre für das geldpolitische Ziel von 2 % bedeutet

Dr. Matthias Hillmer, Ehemaliger Leiter der Gesamtbankberatung und des Verbriefungsgeschäfts der DZ BANK AG, Frankfurt am Main


Die Inflationsentwicklung der letzten drei Jahre ist ohne Übertreibung als extrem zu bezeichnen. In kurzer Zeit stieg die Jahresrate der Verbraucherpreise in Deutschland von praktisch null auf knapp 9 %, um in den letzten Monaten wieder auf unter 2,5 % abzusinken. Hier wird untersucht, wie die Erfüllung des geldpolitischen Mittelfrist-Ziels der EZB von 2 % auf längere Sicht mit diesem enormen Inflationsschub vereinbar ist. Immerhin hat sich das Preisniveau in Deutschland seit Januar 2021 bis Juni 2024 um 18,1 % dauerhaft erhöht. Es zeigt sich, dass bei einer mittelfristigen Betrachtung das geldpolitische Ziel erst Mitte 2027 als annähernd erfüllt angesehen werden kann – selbst bei einer zielkonformen Entwicklung ab heute. Die nachhaltigen Auswirkungen der überschießenden Inflationsraten der letzten Jahre zeigen sich auch daran, dass sich das Preisniveau in Deutschland unter dieser Annahme seit Gründung der EZB im Jahr 1998 bis ins Jahr 2035 verdoppelt haben wird. Der „Zinseszinseffekt“ ist dafür verantwortlich, dass dies einer jährlichen Preisniveauerhöhung von 2,7 % entspricht. [...]
Beitragsnummer: 22696

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