KreditPraktiker
KreditPraktiker ist die seit September 2023 zweimonatlich erscheinende Schwesterzeitschrift des BankPraktiker. Gerichtet an Fach- und Führungskräfte der Kredit-, Sanierungs-, Verwertungs-, Abwicklungs- und Inkassoabteilungen der Kreditinstitute informiert er praxisnah über alle Phasen der Kreditvergabe/-überwachung, des erhöhten Kreditrisikos von Restrukturierung, Sicherheitenbe- und -verwertung bis hin zur Beitreibung von Forderungen. Neben den von Praktikern mit wertvollen Tipps versehenen Beiträgen, finden Sie zahlreiche Meldungen über aktuelle Themen aus Wirtschaft, Kreditgewerbe und Rechtsprechung sowie interessante Besprechungen der für die Zielgruppe beachtenswerten Fachpublikationen.
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
entgegen des hoffnungsvollen Ausblicks des Bundeswirtschaftsministers bleiben die wirtschaftlichen Aussichten der Export- und Automobilnation Deutschland für 2025 eher düster. Weiter steigende Energiepreise und die ausufernde Bürokratie durch nationale und EU-Vorgaben tragen dazu bei, dass die unternehmensstrategischen Unsicherheiten zunehmen. Dieses spiegelt sich nicht nur in einem Anstieg der Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen wider, sondern auch in einem Anstieg der Abwanderung mittelständischer Unternehmen, die angesichts der enormen Kostenbürden den Standort Deutschland aufgeben und ins europäische Ausland abwandern, wo Personalkosten ein vertretbares Niveau aufweisen und vor allem Energiekosten deutlich günstiger sind. Dieses betrifft nicht nur kleinere mittelständische Unternehmen, die sich mit den kostentreibenden Konsequenzen des Lieferkettensorgfaltsgesetzes herumschlagen müssen, sondern auch namhafte Unternehmen wie Miele, Kärcher oder Stihl.
An dieser Entwicklung trägt die inzwischen zerbrochene „Zukunftskoalition“ eine gehörige Mitverantwortung. Politische Berechenbarkeit, als notwendige Basis für standortorientiertes unternehmerisches Handeln, wurde ersetzt durch ideologisch bestimmte Vorgaben, dem naiven Glauben an Subventionen, bei einer fehlenden Kompetenz in vernetztes Denken. Die Lehren aus dem Scheitern der sozialistischen Kommandowirtschaften in Osteuropa scheinen bei vielen Politikern inzwischen verpufft zu sein. Und so verordnet man den KI-getragenen innovativen Aufbruch Deutschlands, ohne sich im Klaren darüber zu sein, dass die massive Investition in KI eine robuste und kostengünstige Bereitstellung an Energie voraussetzt. Dieses ist durch die subventionierte Wind- und Sonnenenergie nicht zu erreichen und auch die politisch viel gepriesene Wasserstofftechnologie erweist sich inzwischen nicht nur als eine teure Alternative, sondern geradezu als Milliarden-schwerer Subventionsflopp.
Doch der schwarze Peter ist nicht nur bei der Politik zu suchen, sondern auch bei der Vielzahl der unternehmerischen Interessenverbände, die es in der Vergangenheit versäumt haben, frühzeitig und deutlich ihre kritische Stimme zu erheben. Davon sind im Übrigen auch die Interessenverbände der Kreditwirtschaft nicht ausgeschlossen.
Angesichts der wöchentlich gemessenen Wasserstände in den Wahlumfragen steht zu befürchten, dass die Bundestagswahl zu keinen klaren politischen Entscheidungen führen wird. Für die Unternehmen in Deutschland bedeutet dieses, dass die Unsicherheiten weiter zunehmen werden und sich der unternehmerische Handlungsdruck verschärfen wird. Und auch die Experten der Restrukturierungs- und Sanierungsteams in den Banken werden damit vor neue Herausforderungen gestellt, wenn es darum geht, die sanierungsfähige Unternehmenssubstanz durch tragfähige Sanierungsansätze zukunftsgerecht auszugestalten. Die Anforderungen hierfür durften komplexer werden, was sich bei Restrukturierungen auch in der zunehmenden Beantragung von StaRUG-Verfahren dokumentiert.
Freundliche Grüße und viel Spaß beim Lesen der Lektüre
Ihr Dirk Wolff-Simon, Wirtschaftsmediator (BMWA®/QVM®), Management-Coach und Mitarbeiter im Sanierungs- und Abwicklungsbereich einer großen Sparkasse