EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
der Beitrag zu den dynamisch risikoorientierten Prüfungsansätzen in dieser Ausgabe soll aufzeigen, wie wichtig es ist, das audit universe risikobasiert permanent im Fokus zu haben. Audit universe, Methoden und Prozesse in der Internen Revision stehen in einer engen Wechselwirkung und sind kontinuierlich den Gegebenheiten anzupassen.
Seit 1988 bin ich in der Internen Revision tätig. Von heutigen Standards zum IKS, den aufsichtsrechtlichen Anforderungen an eine Interne Revision, waren wir seinerzeit noch Lichtjahre entfernt. Resilienz war als Begriff nicht im Fokus, Belastbarkeit war gefragt. Das audit universe war überschaubar. Kassenprüfungen waren wesentlicher Teil des audit universe. Auf zwei Seiten wurden die wesentlichen aufsichtsrechtlichen Anforderungen an eine Interne Revision beschrieben und Prüfvermerke der Internen Revision mit grüner Mine getätigt. Jeder wusste: „Hier war die Innenrevision am Werk“. Eine meiner ersten Anpassungen als Leiter in der Internen Revision war es, den Begriff des Prüfungsberichtes und des Mangels im Wording zu ändern. Vom Abitur hatte ich noch die Bedeutung des Konnotats und Denotats eines Wortes im Gedächtnis. Fortan erstellten wir einen „Quality Report“ und schrieben von „Qualitätsdefiziten“. Ziel war es, dazu beizutragen, dass die gelebte Qualität im Fokus steht und über den „Bankenhorizont“ hinauszuschauen.
Ich selbst übernahm in der Zeit auch eine Überwachungsfunktion für eine Pflege GmbH. In der Pflege war seinerzeit Compliance schon sehr wichtig. In der hiesigen Bankenwelt war dies noch kein Begriff. Von den Prozessen anderer Branchen zu lernen, war ein Fokus für die Optimierung von Prozessen. Konnte man Methoden und Prozesse auf die Interne Revision übertragen?
So vergingen die Jahre. Es kamen die Mindestanforderungen an die Ausgestaltung einer Internen Revision, die MaIR. Die MaRisk folgten und konkrete Anforderungen an eine Interne Revision wurden formuliert. Seinerzeit orientierten wir uns bereits auch an den IDW-Standards, wie den früheren IDW PS 260 und 300. Systemprüfungen standen im Fokus. Mit der europäischen Aufsicht und der SREP-Leitlinie kam neue Bewegung in die Dynamik der Anpassungsprozesse in den Banken und damit auch neue Aufgabenstellungen der Internen Revision. Seitdem orientieren wir uns an den IIA-Standards in der Internen Revision. Die Veröffentlichungen zum ICAAP hatte ich aufmerksam verfolgt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es auch die LSI betrifft. Die Revisionskollegen und -kolleginnen sind dabei, ihre Prozesse im Zeitverlauf zu optimieren und auf die Notwendigkeiten in der Bank auszurichten.
Die vorliegende Ausgabe des IKS-Praktikers und alle früheren Artikel der Fachzeitschrift sind insoweit für uns ein Mehrwert für die tägliche Arbeit. Wir sind Spezialisten unseres Bereiches und können von den Vorgehensweisen der Kollegen und Kolleginnen wertvolle Impulse für unsere Tätigkeit erhalten. Die Anforderungen an eine Interne Revision sind hoch und werden sich noch massiv in den nächsten Jahren verändern. Die Digitalisierungsprozesse und der komplexe Datenhaushalt in unseren Banken werden dazu führen, dass wir alle zum Teil auch IT-Revisor sein müssen. Das audit universe wird sich sehr dynamisch weiterentwickeln. Neue Prüffeldkonzepte sind gefragt.
Herzliche Grüße und viel Spaß beim Lesen der Lektüre
Ihr Michael Maria Claaßen
Bereichsleiter Interne Revision, Volksbank Marl-Recklinghausen eG