Rechtzeitige Vorbereitung auf künftige Anforderungen von EZB und BaFin
Carmen Neumayer, Managing Partner, Neumayer Ethics CouncilWas hat Risikokultur mit den künftigen Fit & Proper Anforderungen an Bankenmanager zu tun?
Risikokultur findet sich in den künftigen Fit & Proper Anforderungen an Bankenmanager – der Nachweis, dass die Aufsichts- bzw. Leitungsebene in Finanzinstituten („C-Level“) eine angemessene fachliche Qualifikation und persönliche Zuverlässigkeit vorweisen muss – wieder.
Die 11. Hamburger Bankenaufsicht-Tage, die etablierte Premium-Veranstaltung vom Finanz Colloquium Heidelberg, haben am 5. und 6. November die aktuellsten Themen, welche die Aufsichtsbehörden EZB, BaFin und Bundesbank antreiben, kompakt zusammengefasst. Das Thema Risikokultur der MaRisk Neufassung 2017 hatte hierbei seinen festen Platz und es ist deutlich geworden, dass Risikokultur künftig ein wichtiges Prüfungsfeld sein wird.
BUCHTIPP
Neumayer in: Janßen/Schiwietz (Hrsg.); Risikokultur in Kreditinstituten, 2018.
Interessant war, dass Risikokultur themenübergreifende Aspekte aufweist. Mit themenübergreifend ist gemeint, dass sich Risiko- und Unternehmenskultur auch in den neuen Fit & Proper-Anforderungen an das C-Level und die Aufsichtsräte wiederfinden.
Worum geht es bei Fit & Proper? Konkret soll jenes Risiko, das durch mangelhafte fachliche Eignung und persönliche Unzuverlässigkeit im C-Level entstehen kann, durch entsprechende persönliche Qualifikationsnachweise resp. Bildungs-Maßnahmen eingedämmt werden.
Im Rahmen eines einheitlichen Bankenmechanismus (Single Supervisory Mechanism – SSM) sind davon vorerst Finanzinstitute betroffen, die der EZB-Aufsicht direkt unterstehen (Banken in der Eurozone mit mehr als 30 Mrd. Bilanzsumme oder 20 % der Wirtschaftsleistung eines Landes). Die EZB arbeitet mit Unterstützung der BaFin an einem einheitlichen Fit & Proper-Fragebogen für Banken, um dafür notwendige Informationen zu bündeln. Die EZB hat sich für den künftigen Fit & Proper-Knowhow-Check an zwei europäischen Leitlinien orientiert:
- Die EBA-Leitlinien (EBA/GL/2017/12) – gültig seit dem 15.03.2018; Umsetzung ab dem 30.06.2018
- Die ESMA-Leitlinien (Leitlinien zur Beurteilung von Kenntnissen und Kompetenzen der Mitarbeiter, die Anlageberatung erbringen zum Anlegerschutz) – gültig seit dem 03.01.2018.
Hier kommt nun die Risiko- und Unternehmenskultur ins Spiel. Bei den EBA-Leitlinien geht es in erster Linie um Leitlinien zur internen Governance, die eine umsichtige und angemessene Führung gewährleisten. Risikokultur wird hier folgendermaßen definiert:
„Die Normen, Einstellung und Verhaltensweisen eines Instituts in Zusammenhang mit Risikobewusstsein, Risikobereitschaft und Risikomanagement sowie die Kontrollen, die für Entscheidungen über Risiken maßgeblich sind. Die Risikokultur beeinflusst die Entscheidungen der Geschäftsleitung und der Mitarbeiter im Tagesgeschäft und hat Auswirkungen auf die Risiken, die sie eingehen.“SEMINARTIPPS
Umsetzung und (Über-)Prüfung einer angemessenen Risikokultur, 19.03.2019, Frankfurt/M.FCH Fit & Proper VORSTAND: Risikomanagement, 06.05.2019, Berlin.
FCH Fit & Proper VORSTAND: Aufsichts-Reporting, 07.05.2019, Berlin.
Fit & Proper: Neue Vorgaben und Erwartungen der Aufsicht,
06.06.2019, Frankfurt/M.
Im EZB Fit & Proper-Knowhow-Check sollen sechs Kompetenzgebiete beim Management des C-Levels beleuchtet werden: (1) Finanzmärkte (2) Regulierungsmaßnahmen und Regulierungsanforderungen (3) Strategische Planung und Verständnis der Geschäftsstrategie (4) Risikomanagement (5) Beurteilung der Wirksamkeit von Vorkehrungen eines Kreditinstituts, um eine wirksame Governance, Aufsicht und Kontrolle zu schaffen (6) Interpretation der Finanzinformationen eines Kreditinstituts sowie die Ermittlung von Themenschwerpunkten von geeigneten Kontrollen und Maßnahmen.
Die Leitungskultur – der „Tone from the Top“ – einer der vier Checkpunkte, den die BaFin bzgl. der Risikokulturumsetzung nennt, findet sich letztendlich in allen Kompetenzgebieten wieder – denn letztlich ist es die Art und Weise, wie in allen Kompetenzgebieten informiert, kommuniziert und entschieden wird – aber auch wie mit Vorschriften und Fehlern umgegangen wird. Die Vorbildfunktion liegt beim obersten Management, an dem sich alle Mitarbeiter orientieren sollen. So kann das gesamte Unternehmen künftigen Anforderungen gerecht werden und sich weiterentwickeln.
PRAXISTIPPS
- Frühzeitige Aufsetzung eines langfristigen Projekts zur Etablierung und Entwicklung einer Risiko- und Unternehmenskultur.
- Rechtzeitige Vorbereitung auf künftige Anforderungen von EZB und BaFin.
- Quick-Check angemessene Risikokultur zur Bedarfsermittlung („Startpunkt“).
- Basis- und Fortgeschrittenen-Schulungen für alle Mitarbeiter.
- Ethisches Entscheidungstraining für Vorstände und Manager.
- Fit & Proper-Trainings für Aufsichts- und Verwaltungsräte.
Beitragsnummer: 971