Montag, 28. September 2020

Gleitende Durchschnitte und konstante Margen

Über die fehlende empirische Belegbarkeit konstanter Margen als wesentliche Modellannahme der Marktzinsmethode.

Assoc. Prof. Ing. Martin Svododa, Ph.D., Masaryk University, Faculty of Economics and Administration, Department of Finance, Brünn, Tschechische Republik

Annika Fischer, M. Sc., Doktorandin an der Masaryk University, Faculty of Economics and Administration, Department of Finance, Brünn, Tschechische Republik,

Risikocontrolling Spezialistin Methodenvalidierung, DZ HYP AG

Noel Opala, M. Sc., Doktorand an der Masaryk University, Faculty of Economics and Administration, Department of Finance, Brünn, Tschechische Republik

I. Einleitende Worte[1]

Im Kontext variabler Produkte haben sich in der Banksteuerung die gleitenden Durchschnitte weitestgehend in der Praxis durchgesetzt[2]. Als wesentliche Modellannahme sind ein konstantes Volumen und die Existenz einer konstante Marge zu nennen[3]. Viele Untersuchungen haben bereits auf die fehlende Volumenkonstanz hingewiesen und aufgezeigt, wie zukunftsorientiert Volumenschwankungen in das Modell eingearbeitet und hierdurch laufzeitspezifische Fehlallokationen in der Treasury vermieden bzw. verrechnet werden können[4]. Doch nicht nur das Volumen erweist sich als inkonstant und damit nicht ohne weiteres ex ante übertragbar. Dasselbe lässt sich auch für die Annahme der konstanten Marge zeigen.

 

II. Das Modell der gleitenden Durchschnitte 

1. Einführung in das Modell

Variabel verzinsliche Geschäfte sind durch die Möglichkeit der jederzeitigen Zinsanpassung gekennzeichnet. Dementsprechend ist das Cashflow-Profil von variabel verzinslichen Positionen nicht, wie bei festverzinslichen Positionen, aus den kontrahierten Konditionen zu ermitteln. Die ökonomische Zinsbindung muss modelliert werden. Anforderung an die zu modellierende Zinsbindung ist die Disponierbarkeit der variablen Produkte, sodass diese frei von Zinsänderungsrisiken gestellt und die modellierte Zinsbindung als fristenkongruenter Geld- und Kapitalmarktzins zur Ergebnisverrechnung herangezogen werden kann[5]. Sowohl die Wahl von kurzläufigen als auch von langfristigen Zinsen kann zu Fehlsteuerungen führen. Während ein kurzläufiger Zins die Erkenntnisse der Bodensatztheorie verkennt und schwankende Konditionsmargen zur Folge hat, führt die Modellierung mit einem längerfristigen Zins zur fehlenden Disponierbarkeit der Produkte, sobald die modellierte Zinsbindung und Zinsanpassung der Produkte nicht übereinstimmen.

Variable Kundengeschäfte werden als Linearkombination verschiedener Festzinsgeschäfte unterschiedlicher Zinsbindungsdauer dargestellt. Technisch erfolgt diese Bildung mit Hilfe der multivariaten Regressionsanalyse, deren Ziel es ist, dass die Rendite des replizierten Portfolios mit Hilfe der gleitenden Durchschnitte möglichst der Verzinsung der Kundenposition zuzüglich einer im Zeitverlauf konstanten Marge entspricht[6]. Unter der Prämisse eines konstanten Volumens wird zur Begegnung dieser Einschränkungen der Produktbestand in gleichgroße Tranchen aufgeteilt. Die Tranchen werden revolvierend am Geld- und Kapitalmarkt angelegt bzw. aufgenommen. Der fristenkongruente Zins ergibt sich als gleitender Durchschnitt der Geld- und Kapitalmarktsätze der Bestandstranchen[7]. Entsprechend kann auf Basis des gleitenden Durchschnittszinses bzw. des verwendeten Mischungsverhältnisses eine Integration in die Marktzinsmethode erfolgen.

 

2. Volumens- und Margenkonstanz [...]
Beitragsnummer: 9551

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