Mittwoch, 19. September 2018

Erlebbare Digitalisierung im Konten-/Zahlungsverkehr

Auswirkungen auf Bankenwelt und Kunden


 Felix Rudolf, Digital-/Transaction Banking, LBBW

Warum ist der Zahlungsverkehr stark von der Digitalisierung betroffen?

Anfang des Jahres 2018 wurde viel über die auf uns zukommenden Veränderungen im Payment gesprochen. Insbesondere viele Mobile Payment Systeme für den POS (Google Pay, Apple Pay etc.) hatten bereits in ausländischen Märkten Fuß gefasst, waren jedoch in Deutschland weder verfügbar noch angekündigt. Knapp ein halbes Jahr später wird mittlerweile auch der deutsche Markt mit Mobile Payment Angeboten versorgt. Google Pay und Fitbit Pay werden offiziell von deutschen Banken (darunter auch die BW-Bank) angeboten und Sparkassen und Volksbanken ermöglichen mit ihren Apps das mobile Zahlen auch mit der Debitkarte. Sogar Apple Pay soll nun „endlich“ in diesem Jahr auch nach Deutschland kommen.

 SEMINARTIPPS

Risiko Kontoführung & Zahlungsverkehr,19.11.2018, Frankfurt/M.

Digitalisierung im Konten-/Zahlungsverkehr: Praxis & Prüfung, 08.04.2019, Frankfurt/M.

Konto & ZV Spezial: Digitale Authentifizierung, 09.04.2019, Frankfurt/M.

Blockchain Formen & Einsatzmöglichkeiten, 10.04.2019, Frankfurt/M.

Neue aufsichtliche Vorgaben für Cloud-Nutzungen, 11.04.2019, Frankfurt/M.


Kundenanforderungen und Wettbewerber

Nicht nur für internationale Unternehmen ist der Zahlungsverkehr ein interessantes Geschäftsfeld. Das Marktforschungsinstitut Venture Scanner zählt mittlerweile alleine im Payment-Bereich über 600 Startups vom Backend Spezialisten bis zur POS-Lösung. Viele dieser neuen Anbieter arbeiten extrem Kundenorientiert. Dies ist insbesondere dahingehend relevant, da Kundenerwartungen auch immer stärker durch Erfahrungen geprägt werden, die Kunden mit Unternehmen aus anderen Branchen machen (Dufft, 2016[1]). Von Netflix, Amazon, WhatsApp, Uber, Mytaxi etc. sind Kunden eine transparente, bequeme, personalisierte Dienstleistung in Echtzeit gewohnt und erwarten diese auch von ihrer Bank.

Neue Technologien und Regularien ermöglichen neue Chancen

Die Änderungen im Zahlungsverkehr beschreiben sehr eindrücklich die Herausforderungen und Entscheidungsmöglichkeiten in der Branche. Soll der technische Standard (NFC) bedient und in Kauf genommen werden, vom Gerätehersteller abhängig zu sein? Sollen eigene Lösungen programmiert werden oder auf eine Zusammenarbeit mit dritten (z. B. Gerätehersteller) gesetzt werden? Auch Kooperationen zwischen Banken stellen eine Lösung dar. Hierbei müssen allerdings insbesondere Wege gefunden werden, Meinungsbildungsprozesse schnell und konsequent abzubilden.

 BUCHTIPPS

Janßen/Plate/Riediger (Hrsg.): Digitalisierung im Dokumentenmanagement, 2017.

Kontoführung & Zahlungsverkehr 5. Auflage, 2017.



Neue, offene Ansätze werden insbesondere auch vor dem Hintergrund der Neuerungen durch PSD2 an Bedeutung gewinnen. Hier dürfen sich Banken nicht nur auf die notwendige Umsetzung der regulatorischen Anforderungen stützen und diese erfüllen, sondern gleichzeitig kreativ die Chancen der PSD2 für sich nutzen. Durch Kooperationen mit FinTechs können beispielsweise deren Vorteile (höhere Agilität, Flexibilität, niedrigere Kosten und eine bessere User Experience) mit den USPs der Bank (Finanzkraft, Prozesse, Risiko & Compliance, Kunden) verbunden werden.

PRAXISTIPPS

  • Neue Produkte und Lösungen müssen konsequenter als bisher aus Kundensicht gedacht werden.
  • Einheitliche Standards sind notwendig für Kundenakzeptanz und komfortable Nutzung.
  • Regulatorik wird maßgeblich für die Bedeutung dritter Dienstleister im Zahlungsverkehr sein. Bereits aktuelle Verschärfung der Regulatorik durch PSD2.
  • Durch Kooperationen profitieren Drittdienstleister von der Infrastruktur und den USPs der Banken und Banken von der Geschwindigkeit und Flexibilität von Drittdienstleistern (z. B. API-Banking).
  • Instant Payments schaffen neue Anwendungsfälle auch außerhalb der normalen Überweisungen und werden an Einfluss gewinnen, den Markt voraussichtlich aber nicht komplett verändern.
  • Meinungsbildungsprozesse inklusive Positionierung innerhalb Bankenverbänden müssen zügiger erfolgen, um wettbewerbsfähig zu sein.
  • Interne Prozesse müssen schneller und integrierter erfolgen.
  1. https://www.bvdw.org/fileadmin/bvdw/upload/studien/digitale_transformation/Studie_Digitale-Transformation_2016.pdf


Beitragsnummer: 862

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