Freitag, 13. Juli 2018

Nutzen von CoREP am Beispiel Konzentrierter Refinanzierungsgeber

Normen Rohde, Spezialist Liquiditätsrisiko, Berliner Volksbank

Der Beitrag erläutert anhand eines Meldebogens, wie CoRep-Meldewesendaten in die Banksteuerung integriert werden können.

Einleitung

Das finanzielle Erdbeben der Finanzmarktkrise 2007/08 hinterließ bei Regionalbanken vergleichsweise wenige Schäden. Der folgende Tsunami an aufsichtlichen Regelungen stellte die Widerstandsfähigkeit aber auf eine harte Probe. Alleine die Liqui-Meldewesendaten sind seit 2013 von 222 auf 11.062 Datenfelder angestiegen, was enorme Aufwendungen in der IT und Weiterbildung mit sich gebracht hat. Das größte Meldevolumen stammt aus Additional Monitoring Metrics (AMM), die von der Aufsicht genutzt werden, um das Liquiditätsrisiko ergänzend zu LCR und NSFR einzuschätzen.

Abbildung 1 Anstieg der Liqui-Meldewesendaten von 222 auf 11.062 Datenfelder

Um den Wissensvorsprung gegenüber der Aufsicht zu nivellieren und die investierten Aufwendungen zu amortisieren, sollten diese Daten in die Banksteuerung integriert werden. Dies kann über einen CoRep-Liquiditätsbericht (Colibri[1]) erfolgen. Das folgende Beispiel beschreibt beispielhaft die Integration des Meldebogens C 67.00.

 SEMINARTIPPS

Prüfung Auslagerungsprozesse, 22.11.2018, Köln.

FINREP-Update für HGB-Bilanzierer, 17.10.2018, Köln.

Vergleichende Bankenaufsicht: Identifizierung von „Ausreißer-Instituten“, 08.11.2018, Hamburg.

Meldebogen „Konzentration der Finanzierung nach Gegenparteien“ (AMM 67.00)

Dieser Meldebogen enthält Angaben zu den zehn größten Refinanzierungsgebern, sofern diese ein signifikantes Refinanzierungsvolumen beisteuern. Die Signifikanzgrenze beträgt 1% der Gesamtverbindlichkeiten (d. h. ohne Eigenkapital). Sofern Kunden miteinander verbunden sind, erfolgt die Meldung auf Ebene der Gruppe verbundener Kunden (GvK). Zu den jeweiligen Kontrahenten werden die folgenden Detailinformationen an die Aufsicht geliefert:

Neben dem erhaltenen Betrag, enthält die Branche der Gegenpartei besonders wichtige Information, da sich daraus Hinweise auf die Stabilität der Refinanzierungsmittel ableiten lassen. Auch die durchschnittliche Restlaufzeit ist für bankinterne Analysen wichtig, da länger laufende Refinanzierungsmittel stabilisierend auf das Refinanzierungsprofil wirken.

Integration des Meldebogens C 67.00

Die nächstliegende Einsatzmöglichkeit dieses Meldebogens besteht im Reporting von Konzentrationen aus Refinanzierungsquellen gemäß BT 3.2 [2] MaRisk.[2] Insbesondere die aufsichtlich geforderte Betrachtung auf GvK-Ebene kann überraschende Einblicke in die Abhängigkeit gegenüber bestimmten Refinanzierungsgebern liefern.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht in einem Stresstest mit institutseigenen Ursachen. Der Abzug von großen Einlagengebern gehört zu den klassischen Stresstests im Liquiditätsrisikocontrolling. Es liegt daher nahe, diesen Meldebogen als Datengrundlage zu verwenden, um die Abhängigkeit gegenüber konzentrierten Refinanzierungsgebern zu analysieren. Die Angabe der durchschnittlichen Restlaufzeit der Refinanzierungsmittel im Meldebogen erlaubt es, die Auswirkungen auf den Überlebenshorizont zu ermitteln, der als obligatorische Ergebnisgröße neu in die 2017 MaRisk-Novelle aufgenommen wurde.

 BUCHTIPP


Rohde, Liquiditätsrisikomanagement deutscher Regionalbanken unter ganzheitlicher Betrachtung der drei Baseler Säulen, 2017.


Die Angabe der Branche des Refinanzierungsgebers gestattet es wiederum, die Auswirkungen auf die LCR zu quantifizieren. Der Abzug erhaltener Refinanzierungsmittel von Kreditinstituten wirkt grundsätzlich neutral auf die LCR, da der durch die Auszahlung entstandene Rückgang an liquiden Mitteln (Zähler der LCR) in gleichem Ausmaß sinkt wie die antizipierten Liquiditätsabflüsse (Nenner der LCR). Anders gestaltet sich die Situation, wenn die Refinanzierungsmittel aus einem Privathaushalt stammen. Der durch eine simulierte Auszahlung entstandene Rückgang der liquiden Mittel (Zähler) übersteigt bei weitem die in der LCR antizipierten Liquiditätsabflüsse (Nenner), da für natürliche Personen maximal ein 20 % Abfluss unterstellt wird. Die LCR fällt umso stärker ab, je stabiler die abgezogenen Refinanzierungsmittel in der LCR modelliert werden.

Weitere Erkenntnisse können gewonnen werden, indem der Abzug der Refinanzierungsmittel mit verschiedenen Gewichten analysiert wird. So könnte beispielsweise eine 50 % Gewichtung den Überlebenshorizont linear verbessern. Dies muss aber nicht so sein, da die Veränderung des Überlebenshorizontes eng mit der Laufzeitstruktur der sonstigen Geschäfte (Meldebogen C 66.00) zusammenhängt. Auch wäre ein hypothetischer Stresstest mit einer Gewichtung von 200 % denkbar, der beispielsweise vor der Aufnahme von weiteren Refinanzierungsmitteln aus dieser Quelle durchgeführt wird.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Daten des Common Reporting können über einen CoRep-Liquiditätsbericht (Colibri) in der internen Banksteuerung verwendet werden. Damit erhält das Management die gleichen Informationen, die auch der Bankenaufsicht zur Verfügung stehen. Am Beispiel des C 67.00 Meldebogens wurde illustriert, wie diese Daten auch in der betriebswirtschaftlichen Steuerung einen Mehrwert bringen können.

PRAXISTIPPS

  • Integration des Common Reportings (CoRep) in die Banksteuerung
  • Institutseigene Stresstests über den Abzug konzentrierter Einlagengeber durchführen

  1. www.Liqui-IT.de
  2. Für in Verbundstrukturen eingebundene Ortsbanken besteht gemäß den Erläuterungen zu BTR 3.1 [1] MaRisk eine Erleichterung bezüglich der Überwachung von Konzentrationen aus Refinanzierungsquellen.


Beitragsnummer: 794

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