Samstag, 30. Mai 2020

Der Wecker zur Digitalisierung klingelt lauter als je zuvor

Auseinandersetzung mit dem Einsatz von Technik, nicht theoretisch, sondern am realen Beispiel.

Oliver Pickert, Analyst Marktfolge Aktiv, Volksbank RheinAhrEifel eG

 

Die Ausgangslage

 

Das Wort Digitalisierung ist und war bereits in aller Munde und wurde aus den verschiedensten Perspektiven verbal beleuchtet. Jeder der etwas auf sich hielt und hält kann seine eigenen Digitalisierungsansätze ganz genau beschreiben. Nun hält die Umsetzung dieser glorreichen und vielversprechenden Möglichkeiten auch Einzug in den Alltag und sei es nur als Planung einer ersten Umsetzung.

 

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Also ist die aktuelle Situation, das kontaktlose Miteinander, die Flut „neuer“ Homeoffice-Arbeiter, die „Entdeckung“ der Telefon- und Web- und Videokonferenzen, der alles verändernde Impuls? Leider ja, denn wer möchte schon von sich behaupten, erst am Anfang zu stehen beim Thema Digitalisierung, noch nicht alle Hausaufgaben erledigt zu haben, um bereits seit geraumer Zeit der Corona-Pandemie durch ein Höchstmaß an Digitalität zu trotzen. 

 

Eine solche Möglichkeit bietet „Der digitale Finanzbericht“ allen Anwendern, die sich mit der Einreichung von Unterlagen bei Kreditinstituten beschäftigen bzw. dabei im Auftrag ihres Mandanten handeln.

 

„Herr, gib mir die Kraft, Dinge, die ich ändern kann zu ändern, Dinge ich nicht ändern kann, zu akzeptieren und die Weisheit, das eine vom anderen zu trennen.“

 

Der erforderliche Kraftaufwand ist gering. Es reicht ein klärendes Gespräch mit dem Kunden bzw. dem Mandanten, um seine Bereitschaft abzufragen. Hinzu kommt die innerliche Kraft, den in der eigenen Software schon oft gesehenen oder beschriebenen Workflow der „Datenübertragung an Banken“ einmal zu testen. Die Weisheit zu erlangen, dass dieser Schritt nicht der Akzeptanz des Unvermeidlichen bedarf. Vielmehr hat sich nach ersten Gehversuchen herausgestellt, dass leichter als gedacht, schneller als befürchtet und rentabler als erhofft, eine moderne Form der Kommunikation zur Verfügung steht. 


Die Technik ist bereits weit entwickelt

 

Wie bereits in einem anderen Artikel schon berichtet[1]wurde das Projekt „Der Digitale Finanzbericht“ 2015 ins Leben gerufen und hat sich die Maschinenlesbarkeit von Jahresabschlussdaten auf Seiten der Banken zur Aufgabe gemacht. Das Ziel ist, die manuelle Erfassung von Jahresabschlusswerten zu verhindern oder wenigstens zu minimieren. Das ist ein Schritt, der der eigentlichen Analyse vorausgeht und bisweilen sehr zeitaufwendig ist.

 

Konsequente Nutzung der Informationen

 

So wie mancher Goldrausch in der Vergangenheit das Tun der Menschen bestimmt hat, so beflügeln immer neuere Datenquellen und deren noch vielseitigere Nutzung unseren heutigen Alltag. Dabei ist nicht nur deren Erhebung, sondern auch ihre konsequente Weiterverarbeitung ein entscheidendes Kriterium. Begriffe wie „Datawarehouse“, „Datalakes“ und „Big Data“ machen immer wieder die Runde. 

 

Diese Veränderungen haben das Potential, die „Scharen der reinen Datenerfasser“ in Zukunft vor eine große, wenn nicht gar existenzielle Herausforderung zu stellen. Es wird aber auch ein gehöriges Maß an Mitarbeitern erforderlich sein, die sich durch ihre Anpassungsfähigkeit in neu entstehenden Betätigungsfeldern etablieren. 

 

Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was (neues) lernen muss.“ (Wilhelm Busch) 

 

Verwendung der entsprechenden Software

 

Die entsprechenden Gedanken zur Nutzung der Daten müssen durch den Anwender getroffen werden. Diese bedürfen dann natürlich der Umsetzung und damit systemischen Unterstützung. Gemeint ist eine Software z. B. zur Archivierung und damit Sicherstellung einer bankübergreifenden Verfügbarkeit, für Vertrieb und Backoffice gleichermaßen. In Anbetracht immer größer werdender Kreditinstitute ist das ein Aspekt der Arbeitserleichterung und bietet damit Potential für eine höhere Rentabilität.  

 

Dabei ist belanglos, mit welcher Software gearbeitet wird. Wichtig ist nur, dass sie zu Aufgabe und Institut passt. Fakt ist, dass es vielleicht nicht die Vielzahl von Anwendungen gibt, aber durchaus verschiedene Nutzungsansätze bestehen.

 

SEMINARTIPPS

Analyse der zukünftigen & nachhaltigen Kapitaldienstfähigkeit, 03.11.2020, Frankfurt/M.

Quick-Check BWA-Analyse, 04.11.2020, Frankfurt/M.

Kredit-Jahrestagung 2020, 18.–19.11.2020, Berlin. 

Automatisierte Immobilienbewertung & Gutachtenerstellung, 23.11.2020, Düsseldorf.

Praxisberichte: Papierlose/App-basierte Vergabe von Retailkrediten, 24.11.2020, Düsseldorf.

 

Aufbereitung der Jahresabschlussdaten

 

Orientiert am jeweiligen Kontierungshandbuch sind die händische Erfassung und die damit einhergehenden Umgliederungen, die standardisierte bzw. klassische Vorgehensweise bei der Jahresabschlussanalyse. Dies ist in Fällen der Erstoffenlegung und in Abhängigkeit von der beantragten Kredithöhe sicherlich in vielen Fällen eine sinnvolle, gleichzeitig, aber zeitintensive Arbeitsweise. 

 

Eine solch zeitintensive Bearbeitung ist in Fällen der laufenden Offenlegung kritisch zu hinterfragen und tendenziell nur in Fällen von einer zu vermutenden negativen Unternehmensentwicklung noch gerechtfertigt. Folglich sollte an die Stelle der händischen Erfassung die digitale Übertragung der Jahresabschlusswerte in ein Rechensystem treten. Selbst die so gewonnene Effizienz lässt sich durchaus noch steigern, wenn mittels „Technik“, die Archivierung, die Erfassung der Abschlusswerte und die bilanzanalytische Aufbereitung in einem einzigen Arbeitsschritt erfolgen. Da es die entsprechende Software gibt, ist ein solcher Workflow heute bereits möglich. Durch die Banken, die die entsprechende Software nutzen, sind die entsprechenden Produkte und Anbieter hinlänglich bekannt, zumal deren Anzahl eher überschaubar ist.   

Software zur Erstellung der Würdigung

 

Das zeitliche Einsparpotential bei der Aufbereitung der Abschlusswerte ist erfahrungsgemäß eher überschaubar, denn hier werden die Grundlagen aller nachfolgenden Arbeitsschritte gelegt. Folglich arbeitet auch die Technik, d. h. die eingesetzte Software, entsprechend detailliert. Bei Erstellung der Würdigung der Werte hingegen kann der erforderliche Arbeits- bzw. Zeitaufwand bereits deutlich differenzierter gesehen werden. Das Spektrum reicht hier von „diese unterbleibt“ bis „muss stets jegliche latenten Risiken benennen“. So wie die Aufbereitung von Abschlusswerten unter Einbindung von Technik erfolgen kann bzw. sollte, so kann auch die Erstellung einer Stellungnahme durch entsprechende Software maßgeblich unterstützt werden.

 

Den kritischen Betrachtern und insbesondere den Analysten sei gesagt, dass sich bereits heute aussagekräftige Stellungnahmen maschinell erstellen lassen. Das hier noch bestehende Optimierungspotential kann jedoch nur genutzt werden, wenn alle Anwender ihren aktiven Beitrag dazu leisten. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema ist also sogar gewünscht.

 

Folgerichtig ist es also der Einzelfall, der entscheiden muss, in welchem Detaillierungsgrad Analyseergebnisse schriftlich weitergegeben werden müssen. So logisch dies klingt, so schnell scheint dies in der Praxis schon einmal vergessen zu werden. Denn welcher Analyst lässt sich schon gerne sagen, seine Stellungnahme habe letztendlich Lücken gehabt. Also versucht insbesondere die durch Routine erstellte Stellungnahme, häufig durch Details und möglichst fachkundige Ausführungen zu überzeugen. Dabei sollte aber auch bedacht werden, dass neben der Erstellung, die Kenntnisnahme durch den Leser zeitintensiv sein kann. Denn der Leser möchte in der Regel nur kurz und bündig informiert werden. Somit verspricht ein am Einzelfall ausgerichteter Arbeitsaufwand eine Steigerung der Rentabilität im doppelten Sinne. 

 



Auch Analysten sind nur Menschen

 

Die in der Praxis häufiger vorherrschende Erwartungshaltung mancher Auswertungsempfänger, Analysten könnten durch ihr Fachwissen und ihre langjährige Erfahrung bzw. durch die von ihnen entwickelte Technik geradezu analytische Wunder vollbringen, ist ein Märchen. Denn es wäre ein wirkliches Wunder, aus unzureichendem Datenmaterial weitreichende Erkenntnisse zu gewinnen. Hier gilt ein sehr einfacher Grundsatz: 

 

Je höher die gewünschte Qualität der Auswertungsergebnisse sein soll, desto höher muss die Güte der zugrunde liegenden Daten sein. Dabei orientiert sich die Güte nicht an der Anzahl eingereichter Seiten, sondern vielmehr an der Aussagekraft und (damit) Nachvollziehbarkeit der Angaben, zu einem ganz konkreten Sachverhalt.

 

Folgendes Beispiel soll das zuvor Ausgeführte erläutern. Die Erkenntnis, dass die Ehefrau über eigene Einnahmen verfügt, erfüllt nur dann ihren Zweck, wenn die Eheleute Kreditnehmer werden oder aber die Einnahmen des Ehepaares durch entsprechende Bürgschaften für den Kapitaldienst zur Verfügung stehen. Sollen hingegen nur dem Ehemann Mittel ausgereicht werden bzw. bestehen eben keine entsprechenden schuldrechtlichen Verpflichtungen, so wäre die Berücksichtigung der Einnahmen der Ehefrau ein fachlicher Fehler. Es zeigt sich also, dass die unzureichende Informationslage zu falschen Analyseansätzen führen kann. Eine gründliche Klärung der Ausgangslage sollte bzw. muss dementsprechend vorgenommen werden.

 

 

PRAXISTIPPS

 

  • Die Notwendigkeit erkennen, sich sehr zeitnah und konkret mit dem Thema Digitalisierung zu beschäftigen.
  • Am konkreten Beispiel der Jahresabschlussanalyse eigene konkrete Ansätze für den Arbeitsalltag erarbeiten.
  • Den Mut aufzubringen, loszulegen, die richtige Dosierung zu finden, in der die eigenen Revitalisierungsansätze ganz konkret in den Arbeitsalltag integriert werden sollen.

  • [1] „Der Digitale Finanzbericht“ 03/04/2020 im ForderungsPraktiker und „Die indikative BWA“, 03/2020 in der Banken Times Kredit

 


Beitragsnummer: 6873

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