Christian Hasenclever, Leiter Strategic ALM (Treasury), Schwerpunktthemen: strategische Liquiditätssteuerung und Funds Transfer Pricing, Norddeutsche Landesbank (NORD/LB)
I. Motivation & Ziele
Mit der Veröffentlichung des Leitfadens zur Beurteilung des institutsinternen Prozesses für eine angemessene Liquiditätsausstattung (Internal Liquidity Adequacy Assessment Process, ILAAP)[1] und dem Pendant für die angemessene Kapitalausstattung ICAAP (Internal Capital Adequacy Assessment Process)[2] Ende 2018 lenkt die Bankenaufsicht den Fokus von einer allgemeinen Vorgabe regulatorischer Kennziffern, die zum Teil industrieweit einheitlich ausgestaltet sind (z. B. Liquiditätsdeckungsquotient, LCR), auf den internen, instituts-spezifischen Prozess. Der Prozess soll einerseits die unmittelbare Krisenfestigkeit der Bank sicherstellen und andererseits nachvollziehbar aufzeigen, wie die Anforderungen des ILAAPs (und ICAAPs) vollumfänglich und umfassend im jeweiligen Bankprozess berücksichtigt werden, wie sie die Geschäftsstrategie beeinflussen und ob eine Konsistenz zum Risikosteuerungsrahmen gewährleistet wird.
Hierfür hat die Aufsicht sieben Prinzipien formuliert, die ihre Erwartung an den internen Prozess beschreiben; diese sind für Kapital und Liquidität weitgehend identisch. Die Umsetzung wird im Rahmen des SREP bewertet. Rechtsgrundlage hierfür bildet die CRD IV[3].
Die sieben Prinzipien zusammen bilden den Mindestrahmen, den der Prozess abdecken muss, um aus der Perspektive der Aufsicht eine angemessene Liquiditäts- bzw. Kapitalausstattung zu erreichen. Zwar sind alle Aspekte gleich relevant, die strategische, zukunftsgerichtete Banksteuerung spiegelt sich aber insbesondere in den Prinzipien 2 (zentraler Part der Banksteuerung) und 3 (Fortbestand in verschiedenen Perspektiven) wider. Mit dem Geschäftsmodell, der betriebswirtschaftlichen Strategie und dem abgestimmten Risikoappetit wird festgelegt, wo das Institut heute steht und in Zukunft stehen soll. [...]
Beitragsnummer: 6430