Mittwoch, 2. Mai 2018

Zero-Point-Economics

Forschungsstände finden und nutzen

Dr. Stefan Eckhardt, Vorstand der Volksbank Reiste-Eslohe und Hochschul-Lehrbeauftragter

Forschungsfelder am Beispiel einer Bankbilanz vom Ursprung her betrachten

Interdisziplinär findet man Ansätze, wissenschaftliche Zusammenhänge von seinem Ursprung her zu hinterfragen und die Phänomene der Gegenwart und zukünftiger Entwicklungen zu analysieren. So werden in der Weltraumforschung elementare Zusammenhänge vom vermeintlichen Urknall bis zum jeweils fokussierten, zeitlich nachgelagerten, Teilthema hin betrachtet.

Über alle Wissenschaftsfelder hinweg kann man in Forschung und Lehre stets alles von seinem Ursprung her untersuchen – ich nenne es im Folgenden „Zero-Point-Science“. Mir geht es im Folgenden nicht um die Darstellung des Wissenschafts- und Forschungsstandes in diesem vermeintlichen Forschungsfeld[1], sondern allgemein um die interdisziplinäre Nennung dieser Denkrichtung als separate Vorgehensweise und im speziellen darum, diesen Ansatz in wirtschaftswissenschaftlichen Teildisziplinen weiter voranzutreiben: ich nenne dies im Folgenden „Zero-Point-Economics“ und lege meinen Fokus auf die Verbindung von Bank- und Gründungsforschung.

SEMINARTIPPS

Analyse von Bankbilanzen, 27.11.2018, Köln.

Analyse von IFRS-Kundenbilanzen, 05.–06.12.2018, Frankfurt/M.

Dies betrifft Forschung und Lehre und ich fokussiere nun die Verbindung des Forschungsgebietes Bankwesens mit dem Themengebiet Entrepreneurship. Die vermeintlich komplexe Herleitung eines Bankenjahresabschlusses inklusive der wesentlichen Facetten gelingt unter Herleitungsgesichtspunkten zweifelsfrei und – als wesentlicher Vorteil – hinsichtlich der Fachliteratur für den Leser leicht verständlich auf Basis der Betrachtung vom Ursprung her[2]. Holt man den Leser beim Nullpunkt ab – in diesem Fall also bei der Gründung einer Bank – und baut diesen auf sukzessiv erfolgende Geschäftsvorgänge auf, wächst der Erklärungssuchende – in anderen Zusammenhängen auch der Forschende – mit dem zeitlichen Bankverlauf in die Thematik und wird an die Endversion (oder in der Wissenschaft den aktuellen Forschungsstand) herangeführt.

Wie sinnhaft wäre es, sämtliche betriebswirtschaftlichen Forschungsfelder in einer Zero-Point-Economics-Reihe einzureihen? Bezogen auf die betriebswirtschaftliche Lehre würde diese bedeuten, dass ökonomische Zusammenhänge stets vom zu definierenden Nullpunkt – beispielsweise der Unternehmensgründung – her betrachtet würden.

Selbstverständlich stellt sich regelmäßig die Frage, was eigentlich der Zero-Point ist. Ist es der erste Geschäftstag des Unternehmens? Oder der Tag der Unternehmungsanmeldung? Oder der Tag, an dem der Gründer seine Geschäftsidee hatte? Diese – sicherlich auch philosophisch zu diskutierende – Frage gilt es sicherlich von dem eigentlichen Ziel des Forschenden/Lehrenden her zu betrachten. Um einen Jahresabschluss zu verstehen, ist der Zero-Point sicherlich spätestens beim ersten Geschäftsvorfall zu suchen – will man hingegen auch die Entstehungsgeschichte der Rechnungslegung im Bankgewerbe in allen Facetten ergründen ist der Zero-Point sicherlich anders zu setzen.

Auch lassen sich mehrere – bereits bestehende und sich entwickelnde – Ansätze mit dem Zero-Point-Ansatz vernetzen und so, ähnlich einem Stammbaum, Wissenschaftsäste darstellen. Zero-Points einzelner Forschungen bilden jeweils Astgabeln. Anstehende Forschungsprojekte können am Baum ihren Zero-Point einordnen und sehen anhand der Verfolgung des Astes und der dabei naturgemäß befindlichen Astgabeln, welche anderen Forschungsergebnisse bereits – mit demselben Zero-Point-Ansatz – vorliegen. Am Hauptstamm Zero-Point-Economics würde beispielsweise ein Ast der Bank-BWL mit einem Zweig der oben genannten Bilanzherleitung abgehen und damit den Zero-Point-Economics-Baum – und weiter gedacht die Zero-Point-Science mit dem Teilgebiet Zero-Point-Economics – vervollständigen.

Abbildung: Einordnung des Themenfelds Bankbilanz in die Zero-Point-Science auf Basis eines Baum-Modells

Ausblick

Zunächst ist der Wissenschafts- und Forschungsstand zu dem Themenfeld Zero-Point-Science und schließlich Zero-Point-Economics noch zu eruieren, je nach bisherigem Stand die Literatur zu clustern, um darauf aufbauend dann das skizzierte – und hier fokussierte – Themenfeld der Bankbilanzierung unter dem Blickwinkel seiner Entstehung in ein Gesamtbild – visuell anhand eines Baummodells – einzuordnen.

PRAXISTIPPS

  • Finden des Wissenschaftsstandes auf Basis von interdisziplinär eingeordneten Forschungsfeldern.
  • Praxisproblemen in der Wissenschaft rückverfolgen bis zu dem jeweiligen Ursprung des Themas auf Basis der Zero-Point-Economics.
  1. Der Stand der Wissenschaft zu den im Rahmen dieses Beitrages dargestellten Punkten ist noch zu erarbeitenund nicht Gegenstand dieser Ausführungen; siehe dazu auch den Abschnitt 2 dieses Beitrages.
  2. Zur Herleitung einer Bankbilanz auf Basis einer Sparkassen-Gründung siehe „Bankbilanzen verstehen und einsetzen“, Denter/Eckhardt, Finanz Colloquium Heidelberg, 2017.


Beitragsnummer: 623

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