
Ein Interview mit Marieta Blei, Meldewesenexpertin bei VR Bank eG, Sitz Alsheim
Heidi Bois: Würden Sie sagen, dass Ihr Weg ins Meldewesen eher eine bewusste Entscheidung war oder sich durch Zufälle ergeben hat? Gibt es einen „Schlüsselmoment“, der Sie in diese Richtung geführt hat?
Marieta Blei: Mein Weg ins Meldewesen war keine bewusste Entscheidung, sondern das Ergebnis von meinen damaligen theoretischen und praktischen Erfahrungen und Interessen und sicherlich von gewissen Zufällen. Nach meinem Jurastudium und dem dualen Studiengang BWL-Bank habe ich bei einem genossenschaftlichen Prüfungsverband erste praktische Erfahrungen im Bankwesen gesammelt. Eins der Prüfungsgebiete war das Meldewesen. Ich habe mich sehr gern mit diesem Thema befasst, da ich sowohl meine juristischen als auch die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse und Fertigkeiten anwenden konnte. Außerdem lese ich sehr gern und bin offen für neue Perspektiven und Know-how. Das war für mich eine wegweisende Schlüsselerfahrung, die mich zum nächsten Schritt geführt hat – Erwerb des Kompetenznachweises „Meldewesen-Experte/Finanzmeldewesen“. Die weiteren Schritte sind meine praktischen Erfahrungen auf dem Gebiet des aufsichtsrechtlichen und statistischen Meldewesens sowie von Teilen des Kreditmeldewesens bei verschiedenen genossenschaftlichen Banken.
Heidi Bois: Was genau fasziniert Sie am Meldewesen und an regulatorischen Themen?
Marieta Blei: Am Meldewesen und an regulatorischen Themen faszinieren mich die Dynamik sowie die Komplexität der Regulierung. Es wird einem nie langweilig, da täglich neue Verordnungen, Richtlinien, technische Standards, Rundschreiben, Anwenderleitfäden usw. erlassen werden. Zum anderen bekommt man die Möglichkeit, eine gute unterjährige Zusammenfassung zu verschiedenen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zu erstellen, die für die Banksteuerung von entscheidender Bedeutung sind. Was ich ebenfalls interessant und bereichernd finde, ist der fachliche Austausch mit Experten aus verschiedenen Bereichen (Bank, Bankberatung und -prüfung, Bankenaufsicht).
Heidi Bois: Was war der beste Karriere-Ratschlag, den Sie je erhalten haben? Und was war der Schlechteste?
Marieta Blei: Der beste Karriere-Ratschlag war für mich die Empfehlung, mir eine berufliche Nische zu suchen, die juristische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Interessen und Erfahrungen voraussetzt. Der schlechteste Ratschlag – nach dem Jurastudium gleich den Taxischein zu erwerben, da in Deutschland Juristen wie Sand am Meer zu finden seien. Diesem Ratschlag bin ich nicht gefolgt 😉.
Heidi Bois: Viele Institute klagen über zunehmende Bürokratie und Regelungsdichte, die zu Fusionen drängen und die Mitarbeiter belasten. Wie erleben Sie diese Entwicklungen in Ihrer Bank, und welche Maßnahmen ergreifen Sie, um dem entgegenzuwirken?
Marieta Blei: Wir nehmen diese Herausforderungen auch wahr, zumal wir ein sehr kleines Institut sind. Was uns auszeichnet ist die Motivation der Mitarbeitenden, sich für das Fortbestehen der kleinen „Unternehmensfamilie“ fleißig einzusetzen. Wir unterstützen uns gegenseitig, indem wir alle auch fachübergreifend tätig sind (Blick über den Tellerrand hinaus). Wir legen zudem großen Wert auf Effizienz und Pragmatismus.
Heidi Bois: Wenn Sie in die Zukunft blicken – welche Entwicklungen erwarten oder erhoffen Sie für Ihr Fachgebiet?
Marieta Blei: Ich erhoffe mir eine Regulierung, die neben der Sicherung der Stabilität unserer Branche auch das Fortbestehen der kleinen Genossenschaftsbanken ermöglicht – einen gesunden Mittelweg zwischen Regelungslücke und Überregulierung.
Heidi Bois: Liebe Frau Blei, ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und viel Erfolg. Vielen Dank für das Interview!
Beitragsnummer: 22936