Marcus Michel, Vorstand FCH AG
Der Fachkräftemangel stellt die Kreditwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. Traditionelle Rekrutierungswege stoßen zunehmend an ihre Grenzen, weshalb immer mehr Finanzinstitute Quereinsteiger als wertvolle Ressource erkennen. Diese Entwicklung bietet nicht nur eine Lösung für den Personalmangel, sondern bereichert die Branche auch durch vielfältige Kompetenzen und Perspektiven.
Die aktuelle Situation in der Kreditwirtschaft
Die demografische Entwicklung und der technologische Fortschritt haben zu einem spürbaren Rückgang qualifizierter Fachkräfte in der Finanzbranche geführt. Studien prognostizieren, dass bis zum Jahr 2040 rund fünf Millionen Arbeitskräfte in Deutschland fehlen werden. Bereits heute sind zahlreiche Stellen unbesetzt, was die Wettbewerbsfähigkeit der Institute beeinträchtigt. Hinzu kommt, dass viele Banken mit einer alternden Belegschaft konfrontiert sind. So liegt der Altersdurchschnitt in vielen Finanzinstituten bei über 47 Jahren, was bedeutet, dass bis 2030 über 30 % der aktuellen Mitarbeitenden in den Ruhestand treten werden. Diese Entwicklung führt nicht nur zu einem Verlust an Kapazitäten, sondern auch zu einem erheblichen Wissensabfluss.
Quereinsteiger als Chance
Angesichts dieser Herausforderungen öffnen sich immer mehr Finanzdienstleister für Quereinsteiger. Personen aus branchenfremden Bereichen bringen oft wertvolle Fähigkeiten mit, die in der Kreditwirtschaft gefragt sind. Bspw. sind Serviceorientierung und Kommunikationsstärke Kompetenzen, die in vielen Dienstleistungsbranchen geschult werden und auch im Bankensektor von großer Bedeutung sind.
Vorteile für die Kreditwirtschaft
Die Integration von Quereinsteigern bietet mehrere Vorteile:
Diversität der Kompetenzen: Quereinsteiger bringen unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven ein, die zu innovativen Lösungsansätzen führen können.
Erweiterung des Talentpools: Durch die Öffnung für branchenfremde Bewerber vergrößert sich der Kreis potenzieller Kandidaten erheblich.
Stärkung der Kundenorientierung: Viele Quereinsteiger stammen aus dienstleistungsorientierten Berufen und können ihre ausgeprägte Servicekompetenz in die Kundenbetreuung einbringen.
Herausforderungen bei der Integration
Trotz der genannten Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Integration von Quereinsteigern:
Einarbeitung und Schulung: Quereinsteiger benötigen oft intensive Schulungen, um die spezifischen Fachkenntnisse der Finanzbranche zu erwerben.
Kulturelle Anpassung: Die Unternehmenskultur in Banken kann sich deutlich von anderen Branchen unterscheiden, was eine Anpassung seitens der Quereinsteiger erfordert.
Akzeptanz im Team: Es kann zu Vorbehalten seitens der bestehenden Belegschaft kommen, insbesondere wenn Quereinsteiger ohne klassische Bankausbildung in Fachpositionen eingesetzt werden.
Die Einbindung von Quereinsteigern bietet der Kreditwirtschaft die Möglichkeit, dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken und gleichzeitig von vielfältigen Kompetenzen zu profitieren. Mit gezielten Maßnahmen und einer offenen Haltung können Finanzinstitute diese Chance erfolgreich nutzen und ihre Zukunftsfähigkeit sichern.
PRAXISTIPPS
- Gezielte Rekrutierung: Identifizieren Sie Branchen, in denen die gewünschten Kompetenzen vorhanden sind, und sprechen Sie potenzielle Kandidaten aktiv an. Bspw. können Mitarbeiter aus dem Einzelhandel oder der Hotellerie wertvolle Serviceerfahrungen mitbringen.
- Strukturierte Einarbeitungsprogramme: Entwickeln Sie kompakte und fachspezifische Schulungsprogramme, die Quereinsteigern den Einstieg erleichtern und sie schnell auf das erforderliche Wissensniveau bringen.
Bspw.: https://www.fch-gruppe.de/Seminar/fch-bankwissen-kompakt-fuer-neu-und-quereinsteiger-in-geno-banken-1 - Mentoring und Unterstützung: Stellen Sie jedem Quereinsteiger einen erfahrenen Mitarbeiter als Mentor zur Seite, der bei fachlichen Fragen unterstützt und die kulturelle Integration fördert.
- Offene Unternehmenskultur fördern: Schaffen Sie ein Arbeitsumfeld, das Diversität wertschätzt und die Stärken von Quereinsteigern anerkennt. Regelmäßige Feedbackrunden und offene Kommunikation können dabei helfen, mögliche Spannungen frühzeitig zu erkennen und zu adressieren.
Beitragsnummer: 22891