Montag, 13. Januar 2025

Generationswechsel in Unternehmen: Nachfolge gemeinsam finanzieren

Die Nachfolgefinanzierung stellt im aktuellen Wirtschaftsumfeld oft eine Schwierigkeit dar. Kooperationen mit alternativen Finanzierern unterstützen Banken hierin

Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance GmbH


Unternehmensnachfolgen sind gerade im Mittelstand wichtig, um dieses Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu stärken und so Wertschöpfungsketten sowie Arbeitsplätze langfristig zu sichern. In den letzten Jahren ist der Druck auf die Nachfolgen jedoch immer mehr gestiegen. Zum einen sind viele Unternehmen aufgrund der angespannten und unsicheren Rahmenbedingungen in teilweise existenzbedrohenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Zum anderen werden Firmeninhaber immer älter: Übergeber waren im Jahr 2023 durchschnittlich 63 Jahre alt, so der Nachfolgemonitor 2024 der FOM Hochschule, des Verbands Deutscher Bürgschaftsbanken und der Creditreform Rating AG (https://jimdo-storage.global.ssl.fastly.net/file/79af446d-821e-4925-88fc-acb533f36e2d/Nachfolgemonitor%202024.pdf). In den kommenden Jahren wollen Unternehmer daher zunehmend ihre Betriebe an die jüngere Generation übergeben.

Das gestaltet sich allerdings zunehmend schwierig: Aufgrund geburtenschwächerer Jahrgänge gibt es in den nachfolgenden Generationen weniger Kandidaten. Zudem sind viele der potenziellen Nachfolger innerhalb der Familie nicht für eine Übernahme bereit. Und selbst wenn ein geeigneter Interessent gefunden wird, scheitert die Nachfolge nicht selten an der Finanzierung der Transaktion. 28 % der Unternehmen ziehen daher laut dem DIHK-Nachfolgereport 2024 (https://www.dihk.de/resource/blob/118956/81ab63db2dbf36551b4fd8fca271e7c3/unternehmensentwicklung-dihk-report-unternehmensnachfolge-2024-data.pdf) eine Schließung in Betracht.


Was muss finanziert werden?

Angesichts der Lage rückt ein Verkauf als pragmatische Nachfolgelösung immer mehr in den Fokus. Doch das ist ein komplexes Unterfangen für beide Seiten: Verkäufer haben die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs während der Suche nach Übernehmern sicherzustellen, Zahlen und Fakten zum Unternehmen zusammenzutragen sowie oft Investitionen zu tätigen, um das Unternehmen attraktiver zu machen. Käufer müssen demgegenüber den Kaufpreis und die mit der Übernahme verbundenen Nebenkosten finanzieren, wie bspw. Notargebühren. Darüber hinaus sollten sie bei der Finanzierungsplanung künftige Investitionen und die Sicherstellung des Geschäftsbetriebs nach der Übernahme einberechnen.


Banken müssen sich bei Kreditverhandlungen zurückhalten

Laut DIHK haben 36 % der Übernahmeinteressierten Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Transaktionen. Nur wenige können reine Eigenmittel nutzen; die meisten bevorzugen den Weg über die Fremdfinanzierung – vor allem über Bankkredite. Allerdings sind Kredithäusern oft die Hände gebunden. Denn häufig muss nicht nur der Kaufpreis finanziert werden. Die laut KfW-Mittelstandsbarometer (https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-KfW-ifo-Mittelstandsbarometer/2024/KfW-ifo-Mittelstandsbarometer_2024-09.pdf) gesunkenen Beschäftigungs- und Absatzpreiserwartungen sowie der Strukturwandel machen in vielen Unternehmen auch hohe Investitionen in Sanierungs-, Modernisierungs-, Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsmaßnahmen nötig. Solche Vorhaben sind im aktuellen Wirtschaftsumfeld oft mit Risiken verbunden, die die Häuser aufgrund verschiedener Regularien nicht auf sich nehmen dürfen. Auch Alt-Inhaber können angesichts hoher Kosten und geschmälerter Bilanzen die Nachfolger meist nicht oder nur begrenzt mit Finanzierungen wie Verkäuferdarlehen unterstützen.


Alternative Finanzierung ins Boot holen

Besonders in den kommenden Jahren wird auf die Banken eine große Anzahl an Anfragen zur Nachfolgefinanzierung zukommen: Laut Nachfolgemonitor werden künftig für 38.000 bis 100.000 Unternehmen pro Jahr Übernehmer gesucht. Zahlreiche Arbeitsplätze werden betroffen sein. Um diese zu erhalten, müssen Nachfolgen finanziell unterstützt werden. Damit Banken Unternehmer hier nicht abweisen müssen, können sie Kooperationen mit Finanzierungsanbietern alternativer Modelle eingehen. Objektbasierte Ansätze wie Sale & Lease Back und Asset Based Credit ermöglichen es mittelständischen Firmenkunden bspw., werthaltige Assets des eigenen oder des Zielunternehmens für die Finanzierung einer Übernahme zu nutzen. Die Vorteile für Banken: Die Ansätze greifen bonitätsunabhängig, sodass auch risikoreiche Nachfolgen unterstützt werden können. Zudem schonen die Häuser damit ihre Bilanz und können ihren Kunden trotz der bestehenden Schwierigkeiten eine konstruktive Problemlösung anbieten.


Liquidität durch Asset Based Finance

Nutzt ein Unternehmen Sale & Lease Back (SLB), kann es seine eigenen werthaltigen und fungiblen Maschinen, Fahrzeuge sowie Anlagen oder entsprechende Assets des Targets an einen Finanzierungspartner verkaufen und direkt zurückleasen. Dabei bleiben die Vermögenswerte an Ort und Stelle und können ohne Unterbrechung weiter genutzt werden. Durch diese reine Innenfinanzierung werden Liquidität freigesetzt und oft stille Reserven gehoben. Die Mittel können genutzt werden, um den Kaufpreis zu finanzieren und den Geschäftsbetrieb nahtlos sicherzustellen oder um Umsatzflauten zu überbrücken sowie Investitionen zu tätigen.

Auch beim Asset Based Credit können Mittelständler ihr mobiles und sekundärmarktfähiges Anlagevermögen zur Nachfolgefinanzierung nutzen. Für den kurz- bis mittelfristigen Spezialkredit lassen sich aber auch Umlaufvermögen aus dem Fertig- und Handelswarenlager sowie Immobilien oder Sachwerte einsetzen. Die Assets werden dabei als Kreditsicherheit verwendet, um Liquidität verfügbar zu machen. Letztere kann etwa auch für die Vorfinanzierung von Aufträgen oder Modernisierungen genutzt werden.


PRAXISTIPPS

  • Kooperationen mit Anbietern objektbasierter Finanzierungsansätze helfen, Kunden trotz angespannter Zeiten in der Nachfolge zu unterstützen, entlasten beim Risiko und versprechen Provisionen.
  • Sale & Lease Back ermöglicht es Kunden, ihre werthaltigen Assets für frische Liquidität zu verkaufen und sie direkt zurückzuleasen.
  • Beim Spezialkredit Asset Based Credit können Unternehmen ihr Anlage- und Umlaufvermögen besichern.

 


Beitragsnummer: 22854

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