Sabine Knee, Portfoliomanagerin und Miriam de Winder, Vorständin, Heemann Vermögensverwaltung AG
Zum Weltfrauentag am 08.03.2024 hat das US-amerikanische Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar einmal mehr ausgewertet, wie Frauen im Fondsmanagement repräsentiert sind. Die Studie zeigt: von 812 in Deutschland verwalteten Fonds (für die der Name des/der Fondsmanager(s) bei Morningstar Direct hinterlegt war) werden lediglich 24 von Frauen gemanagt. Gemischte Management-Teams gibt es 79 und 709 Fonds werden ausschließlich von Männern verantwortet.
Die Branche bemüht sich, doch es geht im Schneckentempo voran
Laut Morningstar-Auswertung geht der Trend in Richtung Fondsmanagement-Teams anstatt allein verantwortlicher Einzel-Manager. Dabei lag der Anteil gemischter Teams zum Weltfrauentag 2023 noch bei 8,8 % und stieg bis zum März 2024 leicht auf 9,73 %. Dabei würde die männliche Komponente allerdings dominieren. Das verwaltete Vermögen sei von 17 % im März 2023 auf nun 20,3 % gestiegen. Die ausschließlich von Frauen gemanagten Fonds repräsentieren dabei gerade einmal 2 % (!) des verwalteten Vermögens.
Morningstar bemängelt zudem, dass zahlreiche Fondshäuser keine Angaben über die Zusammensetzung bzw. die Namen der Fondsmanager/-innen machen würden, so dass die Studienergebnisse nicht ganz so repräsentativ seien wie gewünscht.
Menschen, die für mehr Diversität im Fondsmanagement kämpfen, schauen etwas fassungslos auf ein weiteres Ergebnis der Studie: 18 Fondsmanager haben demnach den Vornamen Christian. 24 heißen Thomas und nur 24 Fondsmanager haben einen weiblichen Vornamen… d. h., es gibt mehr Fondsmanager mit dem Vornamen Thomas oder Christian als weibliche Fondsmanagerinnen insgesamt!
Diversifikation nicht nur im Portfolio, sondern auch in dessen Management!
Dabei ergeben Untersuchungen regelmäßig, dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erbringen als allein Männer-dominiertes Fondsmanagement. Schon im Jahr 2020 hatte z. B. eine McKinsey-Studie festgestellt, dass diverse Führungsteams eine höhere Wahrscheinlichkeit auf überdurchschnittliche Rendite aufweisen. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, dass sich die Fondshäuser (noch) mehr bemühen, Frauen in ihre Managementteams zu holen.
Aus der Praxis: Die Heemann Vermögensverwaltung AG
Die Heemann Vermögensverwaltung AG, deren Vorstand im Jahr 2023 um eine Dame erweitert wurde, bietet neben der klassischen Vermögensverwaltung auch drei hauseigene Fonds an. Vor allem das so wichtige Thema und Geschäftsfeld Frauen und Finanzen wurde mit der neuen Vorständin deutlich ausgebaut und trägt zum Erfolg des Unternehmens bei.
Der 2008 aufgelegte FU Fonds – Multi Asset Fonds (WKN A0Q5MD) wird seit Mitte 2023 von einem Fondsmanagement-Team geführt, das aus zwei Damen und zwei Herren im Alter von 38 bis 76 Jahren besteht. Diese Diversität im Managementteam führt zu kontroversen Diskussionen im Portfoliomanagement, da sehr unterschiedliche Blickwinkel in Entscheidungen einfließen und somit ein Konsens erreicht wird, der diese verschiedenen Blickwinkel einbezieht. Das zeigt sich auch in der Rendite: Im Jahr 2024 erwirtschaftete der Fonds für seine Anleger/-innen eine Rendite von 27,50 % und konnte damit sowohl den Markt als auch den Wettbewerb deutlich outperformen.
Die Bedeutung von Diversität für den Erfolg wird immer größer
Die Unternehmensberatung McKinsey hat in der Studie „Diversity Matters even more“ aus dem Frühjahr 2024 gezeigt, dass europäische Unternehmen mit gemischten Führungsteams eine über 60 % höhere Wahrscheinlichkeit haben, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Der Effekt hat sich in den Krisenjahren seit 2020 deutlich verstärkt. Für die europäische Studie analysierte McKinsey Daten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Norwegen, Schweden und der Schweiz.
Deutschland ist noch Schlusslicht – und kann mit der richtigen Weichenstellung den Überholvorgang starten!
Für die weltweiten Ergebnisse hat McKinsey Daten von mehr als 1.200 Unternehmen in 23 Ländern analysiert. Weltweit liegt der durchschnittliche Frauenanteil der analysierten Führungsteams (dazu zählen die ersten vier Führungsebenen) bei 20 %. In Deutschland liegt der Frauenanteil bei nur 15 %, zu beobachten ist allerdings ein deutlicher Anstieg von sieben Prozentpunkten seit 2020. Besser sieht es (sicherlich auch bedingt durch die Frauenquote) bei Vorstands- und Aufsichtsratsposten aus – hier liegt der Frauenanteil mit 30 % doppelt so hoch wie bei den Führungsteams zwei bis drei Ebenen unter dem Vorstand. Allerdings stagniert dieser Wert seit 2020 und ist weiterhin der niedrigste unter den analysierten europäischen Ländern.
Mit dem Wissen um die bessere Performance gemischter Teams können deutsche Unternehmen mit den richtigen Weichenstellungen das enorme Aufholpotenzial nutzen, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Wie ist der Stand in Ihrem Unternehmen?
Unser Praxistipp: Schauen Sie sich die Führungsstruktur in Ihrem Unternehmen an – für Aufsichtsrat, Vorstand und Personalabteilung ist es meines Erachtens ein MUSS für die Zukunftssicherung, Frauen für Führungspositionen zu gewinnen und eine homogene Führungsstruktur mit diversen Teams zu formen.
Gemischte Teams performen auf allen Unternehmens-Ebenen besser, wenn die Interessen gleichgerichtet sind und auf Augenhöhe kommuniziert wird. Das ist sowohl für den Team-Spirit als auch für die Performance von enormer Bedeutung – Ihre Kunden und Ihr Kollegium werden es Ihnen danken!
Zur Person: Miriam de Winder (Jahrgang 1986) ist gelernte Bankkauffrau und hat als Privatkundenberaterin langjährige Berufserfahrung im Hause der Commerzbank AG gesammelt. 2013 bildete sie sich dort zur Vertriebstrainerin weiter und war verantwortlich für die Mitarbeiterqualifizierung besonders im Bereich Digitalisierung und strukturierte Kundenberatung. Seit September 2020 verstärkt Miriam de Winder das Team der Heemann Vermögensverwaltung und verantwortet primär den Bereich Digitalisierung und Frauen und Finanzen. Miriam de Winder ist Teil des Portfoliomanagement-Teams für den FU Fonds – Multi Asset Fonds und seit 2023 Mitglied des Vorstands.
Zur Person: Sabine Knee (Jahrgang 1975) ist gelernte Bankkauffrau und zertifizierte Wertpapier-Analystin sowie Certified Expert in Sustainable Finance (Frankfurt School of Finance & Management). Nach ihrer Ausbildung in einer regionalen Sparkasse war sie mehrere Jahre für eine Venture Capital-Gesellschaft tätig. Zuletzt leitete sie als Mitglied der Geschäftsleitung eines Rentenfonds-Initiators das Analysten-Team zur Bewertung und Auswahl verzinslicher Wertpapiere für zwei Fonds. Sie begleitete zudem die Einstufung beider Fonds als „Artikel-8-Fonds“ nach der Offenlegungsverordnung. Seit 2021 verstärkt Sabine Knee bei der Heemann Vermögensverwaltung AG die interne ESG-Kompetenz und ist Mitglied des Management-Teams des FU Fonds – Multi Asset Fonds.
Quellen:
https://www.morningstar.de/de/news/246976/frauen-im-portfolio-management-weiterhin-eine-seltenheit.aspx
https://www.mckinsey.de/news/presse/2024-03-06-diversity-matters-even-more
Beitragsnummer: 22852