Dienstag, 21. Januar 2025

Aktuelle Herausforderungen der Internen Revision

Diana Link, Bereichsleiterin Interne Revision, Niederrheinische Sparkasse RheinLippe

 

Wir sprechen mit Diana Link zu Herausforderungen der Internen Revision.

 

Leicht: Welche Themen beschäftigen Dich und Dein Team aktuell im Tagesgeschäft besonders?

 

Link: Die interne Revision steht aktuell vor einer Vielzahl an Herausforderungen, die sich sowohl aus externen als auch aus internen Faktoren ergeben. Ein zentraler Punkt ist die wachsende Regulierungsdichte. Die Anforderungen der Aufsichtsbehörden nehmen stetig zu, und es wird immer anspruchsvoller, diese nicht nur zu erfüllen, sondern auch proaktiv zu antizipieren, aber dabei die Wirtschaftlichkeit nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Das erfordert nicht nur tiefes Fachwissen, sondern auch eine ständige Weiterbildung, um mit der Geschwindigkeit der Veränderungen Schritt zu halten.

Gleichzeitig spüren wir auch den Fachkräftemangel deutlich. Besonders in der Revision sind spezifische Qualifikationen gefragt, die nicht einfach zu finden sind. Daher investieren wir viel in die Weiterentwicklung unseres bestehenden Teams und versuchen, neue Talente durch flexible Arbeitsmodelle und eine attraktive Unternehmenskultur zu gewinnen. Hinzu kommt, dass die Bankenbranche insgesamt stark auf Kosteneffizienz achten muss. Das bedeutet für uns, dass wir mit limitierten Ressourcen arbeiten und gleichzeitig sicherstellen müssen, dass die Qualität unserer Arbeit nicht darunter leidet. Hier setzen wir verstärkt auf Digitalisierung und Automatisierung, um Prozesse effizienter zu gestalten und Routinetätigkeiten zu minimieren.

Trotz all dieser Herausforderungen sehe ich auch viele Chancen. Gerade die steigenden Anforderungen und die Notwendigkeit zur Effizienzsteigerung motivieren uns, neue Wege zu gehen, innovativ zu denken und die Revision strategisch als Sparringspartner für die Geschäftsleitung zu positionieren. Unser Ziel ist es, nicht nur Schwachstellen aufzuzeigen, sondern auch aktiv zur Weiterentwicklung der Bank beizutragen.

 

Leicht: Mit Blick in die Zukunft, welche Herausforderungen (aufsichtsrechtliche, aber auch sonstige) siehst Du auf Euch zukommen?

 

Link: Die Bankenbranche steht vor einem echten Paradigmenwechsel, der sich in einer Vielzahl an Herausforderungen widerspiegelt – insbesondere im aufsichtsrechtlichen Bereich. Die Regulierungsanforderungen werden weiterhin zunehmen, getrieben durch Themen wie die nachhaltige Finanzwirtschaft und strengere ESG-Vorgaben. Banken müssen nicht nur ihre Berichterstattung anpassen, sondern auch sicherstellen, dass ihre Geschäftsmodelle mit diesen neuen Standards kompatibel sind.

Ein weiteres großes Thema ist die digitale Transformation. Während Banken zunehmend auf Technologien wie künstliche Intelligenz und Blockchain setzen, ergeben sich daraus auch regulatorische Fragen, etwa in Bezug auf Datenschutz, IT-Sicherheit und das Management von Cyberrisiken. Die Aufsichtsbehörden verlangen hier eine deutliche Risikominderung und ein Höchstmaß an Transparenz.

Auch die Geldwäscheprävention und der Umgang mit Sanktionen werden immer komplexer. Der Druck auf Banken, ihre Kontrollmechanismen weiter zu stärken, ist enorm und Fehler können schwerwiegende finanzielle und reputative Folgen haben.

Neben diesen regulatorischen Aspekten sehe ich auch ökonomische Herausforderungen. Die Zinswende hat die Profitabilität in einigen Bereichen zwar verbessert, gleichzeitig stehen Banken aber unter Druck, effizienter zu wirtschaften. Der steigende Wettbewerb durch FinTechs und BigTechs zwingt traditionelle Banken dazu, ihre Geschäftsmodelle neu zu denken, während sie weiterhin hohe regulatorische Standards einhalten müssen. Abschließend darf man den bereits thematisierten Fachkräftemangel nicht unterschätzen. Insbesondere in Schlüsselbereichen wie IT, Compliance und Risikomanagement fehlen qualifizierte Mitarbeitende, was den Wettbewerb um Talente verschärft.

Insgesamt wird es für Banken in der Zukunft entscheidend sein, flexibel und innovativ zu bleiben, um diese Herausforderungen nicht nur zu bewältigen, sondern auch als Chance zu nutzen, die eigene Position im Markt zu stärken.

 

Leicht: Bereitet Ihr Euch darauf jetzt schon vor, bzw. wie bereitet Ihr Euch vor?

 

Link: Um mich und mein Team darauf vorzubereiten, setze ich auf eine proaktive und zukunftsorientierte Herangehensweise. Wir analysieren regelmäßig neue regulatorische Entwicklungen und prüfen frühzeitig, welche Auswirkungen diese auf unsere Prüfungsansätze haben. Dabei spielen Weiterbildungsinitiativen und der gezielte Aufbau von Spezialwissen innerhalb des Teams eine zentrale Rolle, insbesondere in den regulatorischen Themen und digitale Transformation. Wir fördern eine revisionsinterne Kultur, die auf Flexibilität, Wertschätzung und Entwicklungsmöglichkeiten basiert, um Fachkräfte langfristig zu motivieren.  

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen. Unser Ziel ist es, nicht nur Kontrollinstanz zu sein, sondern auch als Sparringspartner für die Fachbereiche zu agieren, um gemeinsam nachhaltige und sichere Lösungen zu entwickeln und wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der Sparkasse zu liefern. Dies erfordert eine starke Kommunikation, transparente Prozesse und eine Unternehmenskultur, die auf Flexibilität und Innovationsbereitschaft setzt.

 

Leicht: Welche Eigenschaften und Fähigkeiten hältst Du für besonders wichtig, um als weibliche Führungskraft in der Bankenbranche erfolgreich zu sein? Gibt es Erfahrungen, die Dir geholfen haben, Deinen eigenen Führungsstil zu entwickeln?

 

Link: Ich halte eine Kombination aus fachlicher Expertise, Kommunikationsstärke, Innovationsfähigkeit und Empathie für entscheidend – und das gilt für jede Führungskraft, nicht nur für weibliche. Eine gute Führungskraft entwickelt ein tiefes Verständnis für das Team und dessen Bedürfnisse, trifft gleichzeitig aber auch klare Entscheidungen und denkt strategisch im Sinne des Unternehmens. Wichtig für uns weibliche Führungskräfte ist, sich nicht von Stereotypen oder Vorurteilen beeinflussen zu lassen, sondern auf die eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen zu vertrauen.

Mein Führungsstil hat sich im Laufe der Jahre kontinuierlich weiterentwickelt, geprägt durch meine Erfahrungen und das Lernen von verschiedenen Führungspersönlichkeiten. Am Anfang habe ich mich stark auf die fachliche Expertise und die Best Practices konzentriert, die ich in meiner Branche gesehen habe. Mit der Zeit habe ich jedoch erkannt, dass wahre Führung mehr ist – es geht darum, authentisch zu sein, das Team zu inspirieren und eine Kultur des Vertrauens und der Zusammenarbeit zu schaffen.

Durch den Austausch mit Kollegen und Kolleginnen und Mitarbeitenden habe ich gelernt, wie wichtig es ist, nicht nur klare Entscheidungen zu treffen, sondern auch ein Verständnis für die individuellen Bedürfnisse und Stärken im Team zu entwickeln. Das hat mich dazu gebracht, einen eher situativen Führungsansatz zu wählen, der sich je nach Bedarf des Mitarbeitenden flexibel anpasst. Vertrauen, Empathie und offene Kommunikation sind für mich zentrale Elemente geworden, die meinen Mitarbeitenden bei aller Flexibilität Orientierung und Stabilität bieten. So konnte ich einen Führungsstil entwickeln, der nicht nur kurzfristig effektiv ist, sondern auch langfristigen Erfolg und Mitarbeiterzufriedenheit fördert. Dabei habe ich aber immer darauf geachtet, meine Persönlichkeit nicht aufzugeben und ehrlich zu mir und zu meinen Mitmenschen zu sein. Für mich ist Authentizität der Schlüssel zu langfristigem Vertrauen.  

 

Leicht: Welche Tipps würdest Du anderen Frauen geben, die in der Bankenbranche Führungspositionen anstreben?

 

Link: Mein erster und wichtigster Tipp ist: Glauben Sie an sich und Ihre Fähigkeiten. Viele Frauen neigen dazu, sich erst zu bewerben, wenn sie denken, alle Anforderungen einer Position zu 100 % zu erfüllen. Männer handeln oft mutiger. Mein Rat ist also: Trauen Sie sich auch dann, wenn Sie nur 70 % der Kriterien erfüllen – der Rest lässt sich lernen.

Zweitens: Suchen Sie sich ein starkes Netzwerk. Tauschen Sie sich aktiv mit anderen Frauen und Männern in der Branche aus und scheuen Sie sich nicht, um Rat oder Unterstützung zu bitten. Suchen Sie Kontakt zu Menschen, die Sie fördern und Ihnen den Zugang zu entscheidenden Kreisen erleichtern, sie können einen großen Unterschied machen. Gerne möchte ich an dieser Stelle die #bankHer Initiative der FCH AG hervorheben, die Heidi Bois und Sandra Leicht mit Herzblut ins Leben gerufen haben.

Drittens: Seien Sie sichtbar. Die besten Leistungen nützen wenig, wenn niemand sie bemerkt. Präsentieren Sie Ihre Erfolge, übernehmen Sie Projekte mit hoher Strahlkraft und positionieren Sie sich strategisch als Expertin in Ihrem Fachgebiet.

Viertens: Bleiben Sie flexibel und neugierig. Die Bankenbranche verändert sich rasant – seien es regulatorische Anforderungen, Digitalisierung oder neue Geschäftsmodelle. Kontinuierliches Lernen und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, sind essenziell, um langfristig erfolgreich zu sein.

Abschließend möchte ich Ihnen raten, bleiben Sie sich treu und suchen Sie sich eine Aufgabe, die Ihnen Freude bereitet und der Sie mit Leidenschaft begegnen. Dies motiviert nicht nur ungemein, sondern fördert auch den nachhaltigen Erfolg!

 

Leicht: Vielen Dank für diesen Einblick und die inspirierenden Ansätze!

 


Beitragsnummer: 22844

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