Dienstag, 10. Dezember 2024

Frauenpower in der Finanzbranche: Saskia Schmidts Erfolgsstory

Saskia Schmidt teilt ihren Weg zur Führungskraft in der Finanzbranche, spricht über Herausforderungen für Frauen und zeigt Lösungen für mehr Gleichstellung im Job



Saskia Schmidt, Verhinderungsvertreterin Unternehmensentwicklung + Gruppenleiterin Change- und Innovationsmanagement, Sparkasse Witten

 

Heidi Bois: Was hat Sie inspiriert, eine Karriere im Bankwesen einzuschlagen, und wie haben Sie den Weg zur Führungsebene geschafft?

 

Saskia Schmidt: Der Einstieg in meine Karriere bei der Sparkasse war eher zufällig. Als Kind war mir die Sparkasse stets präsent – ein Ort, an den ich jedes Jahr zum Weltspartag mit meinem Sparschwein ging und kleine Geschenke erhielt. Während meiner Schulzeit stellte sich heraus, dass meine Stärken in der Teamarbeit, im logischen Denken, insbesondere in Mathematik, sowie in Kommunikation, wirtschaftlichen Zusammenhängen und Kreativität lagen. Diese Fähigkeiten konnte ich im Laufe meiner Karriere bei der Sparkasse immer wieder in verschiedenen Bereichen einsetzen und weiterentwickeln.

Mein Weg in die Führungsebene war von einem klaren Motto geprägt: „Ich möchte so weit kommen, wie es geht.“ Mein Wissensdurst, meine Motivation zur ständigen Weiterentwicklung und Weiterbildung haben mir dabei geholfen. Stillstand war für mich nie eine Option. Mit jeder neuen Position habe ich versucht, alte Verhaltensmuster abzulegen, mich neuen Herausforderungen offen zu stellen und dabei stets neue Seiten an mir zu entdecken.

Natürlich gab es auf diesem Weg auch Vorurteile mir gegenüber. Doch gerade das hat mich zusätzlich motiviert, insbesondere in meiner Rolle als Gleichstellungsbeauftragte. Ich mag es, Menschen zu überraschen. Frauen müssen nicht vermeintlich männliche Eigenschaften nachahmen, um Stärke und Führungskompetenz zu zeigen. Unsere eigenen Fähigkeiten sind ebenso wertvoll und stark.

 

Heidi Bois: Wie haben Sie es geschafft, in einem oft von Männern dominierten Umfeld Selbstbewusstsein zu entwickeln und Ihren eigenen Führungsstil zu finden?

 

Saskia Schmidt: Zu Beginn meiner Ausbildung war ich noch recht schüchtern und zurückhaltend. Mein Selbstbewusstsein entwickelte sich über die Jahre durch meine beruflichen Erfolge und die Erkenntnis, dass ich nicht „everybody’s darling“ sein muss. Es war wichtig, den Mut zu haben, immer wieder ins kalte Wasser zu springen – ungeachtet des Ergebnisses, denn jede Erfahrung bringt wertvolle Lernmomente.

Im Laufe meiner Karriere habe ich viele Führungskräfte erlebt und dabei gelernt, mit welchen Methoden und Stilen ich mich identifizieren kann. Die wichtigsten Grundlagen in der Zusammenarbeit, sowohl beruflich als auch privat, sind für mich ein respektvoller Umgang, offene und klare Kommunikation auf Augenhöhe, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, das was man erwartet vorzuleben, sowie den Mut, auch Emotionen zuzulassen. Ohne diese Elemente wäre unsere Arbeit oft sehr eintönig.

 

Heidi Bois: Welche Herausforderungen sehen Sie speziell für weibliche Führungskräfte in den kommenden Jahren?

 

Saskia Schmidt: Dieses Thema bespreche ich oft mit Freunden und Kollegen. Der Ursprung der Herausforderungen liegt meiner Meinung nach in den traditionellen Geschlechterrollen und Arbeitsmodellen, die in unserer Gesellschaft noch nicht vollständig aufgebrochen wurden. Ein Grund für den Mangel an weiblichen Führungskräften ist, dass Frauen seltener Führungspositionen anstreben, oft aufgrund der Rolle in der Erziehung und des Imposter-Syndroms bei Frauen. Auch gehen nach wie vor überwiegend Frauen in Elternzeit und scheiden dadurch für eine gewisse Zeit aus dem Arbeitsmarkt aus. Viele nehmen ihren Karriereweg danach nicht mehr vollständig wieder auf.

Gleichzeitig müssen Arbeitgeber flexibler werden und moderne Arbeitsmodelle anbieten. Mobiles Arbeiten, Jobsharing in Führungspositionen, flexible Arbeitszeiten und Kinderbüros sind nur einige Ansätze. Auch die gezielte Kommunikation mit Mitarbeitenden während der Elternzeit über Neuigkeiten im Unternehmen und mögliche Karriereschritte könnte helfen.

Auch in Rahmen meiner neuen Stelle im Bereich Innovations- und Changemanagement sehe ich die Möglichkeit, Grundlagen für neue Arbeitsmethoden und eine Entwicklung der Unternehmenskultur zu schaffen, um die Gleichstellung voranzutreiben. 

In meiner Rolle als Gleichstellungsbeauftragte sehe ich es als meine Aufgabe, nicht nur beratend tätig zu sein, sondern bereits bei Auszubildenden präsent zu sein, um bez. Gleichstellung oder Modellen der Elternzeit aufzuklären und zu sensibilisieren.

 

Heidi Bois: Wie verändert sich die Kultur in der Finanzbranche – sehen Sie eine positive Entwicklung in Richtung mehr Gleichberechtigung?

 

Saskia Schmidt: Es gibt durchaus positive Entwicklungen, aber der Fortschritt ist weiterhin langsam und herausfordernd. Traditionelle Strukturen sind tief in der Finanzbranche verwurzelt und als Gleichstellungsbeauftragte ist es oft nicht einfach, in Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein. Unternehmensinteressen stehen manchmal im Widerspruch zu den Zielen der Gleichstellung.

Trotzdem sehe ich eine positive Tendenz. Vor allem durch externe Faktoren wie gesetzliche Vorgaben und die verstärkte Sensibilisierung der Öffentlichkeit wächst der Druck auf Unternehmen, mehr in Richtung Diversität und Gleichberechtigung zu tun. Doch es reicht nicht, nur Zahlen zu verbessern. Eine echte Veränderung erfordert ein Umdenken in den Unternehmensleitlinien und eine bewusste Integration von Gleichstellung in alle Entscheidungsprozesse.

Dieses Umdenken erfordert Geduld und kontinuierliches Engagement. Es ist wichtig, dass Führungskräfte verstehen, dass Gleichstellung nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist – diversere Teams sind erwiesenermaßen innovativer und erfolgreicher.

Es liegt also weiterhin ein langer Weg vor uns, um das Bewusstsein zu schaffen und die Vorteile von Gleichstellung wirklich in die Unternehmenskultur zu integrieren. Aber ich bin optimistisch, dass sich mit unserer stetigen Arbeit und offenem Dialog die Kultur nachhaltig verändern wird.

Abschließend möchte ich an alle Frauen appellieren: Seid mutig und geht neue Wege! Lasst euch nicht von Zweifeln oder gesellschaftlichen Erwartungen zurückhalten. Verliert eure Ziele niemals aus den Augen und erkennt die großartigen Leistungen an, die ihr bereits erbracht habt. Jedes kleine und große Ziel, das ihr erreicht habt, ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Es ist wichtig, dass ihr euch aktiv Wege schafft, um Familie und Beruf miteinander zu vereinen. Es ist möglich, in beiden Bereichen zu wachsen und euch zu verwirklichen. Sucht nach Unterstützung, teilt eure Erfahrungen und ermutigt euch gegenseitig. Gemeinsam können wir eine Zukunft gestalten, in der Frauen in allen Lebensbereichen erfolgreich sind.
Beitragsnummer: 22823

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