Renata Blum, Prokuristin, Abteilungsleiterin Personal, Volksbank Plochingen eG
Mein Werdegang ist unkonventionell, was ich als Vorteil sehe. Vieles, was ich kann, habe ich im Eigenstudium erlernt. Nach meinem Abitur begann ich ein Studium, brach es jedoch ab und startete vor 21 Jahren meine Ausbildung bei der Volksbank Plochingen.
In diesen Jahren war ich in vier Abteilungen tätig, sowohl am Markt als auch im internen Bereich. Obwohl ich meine Laufbahn nie auf Karriere ausgerichtet habe, absolvierte ich nach der Ausbildung meinen Bankfachwirt. Meine aktuelle Position betrachte ich nicht als selbstverständlich, sondern als Chance, Veränderungen und Modernisierungen voranzutreiben und zu zeigen, dass auch eine zweifache Mama in Teilzeit eine erfolgreiche Führungskraft sein kann.
Im Personalbereich sind viele Führungspositionen von Frauen besetzt. Vielleicht liegt es daran, dass Frauen einfühlsamer sind? Ich versuche, mich in Gesprächen in meine Gesprächspartner/-partnerinnen hineinzuversetzen und höre in strittigen Angelegenheiten beide Seiten an. So bin ich als Personalleiterin nah an unseren Mitarbeitenden und stehe als Ansprechpartnerin für alle Anliegen zur Verfügung. Durch meine langjährige Zugehörigkeit zur Bank bin ich bekannt, und die Mitarbeitenden scheuen nicht den Weg zu mir.
Ich verstehe die Personalabteilung als Bindeglied zwischen Mitarbeitenden, Führungskräften und Vorstand – ein Knotenpunkt, an dem alles zusammenläuft, was unsere Mitarbeitenden betrifft. Kommunikation ist hierbei entscheidend. Wenn Informationen transparent weitergegeben werden, profitieren alle.
Es ist wichtig, diese Werte intern zu vermitteln und die Wahrnehmung der Personalabteilung zu etablieren. Mitarbeitende sollen wissen, dass sie jederzeit mit ihren Anliegen zu mir kommen können und darauf vertrauen, dass ich mich um ihre Anliegen kümmere. Eine neutrale Anlaufstelle ist innerhalb eines Unternehmens essenziell und ein wichtiges Instrument der Mitarbeiterbindung.
Ein großer Teil meiner Tätigkeit betrifft die Mitarbeiterbindung, die heute eine größere Rolle spielt als noch vor einigen Jahren. Der Bankberuf ist nicht mehr so attraktiv, und durch den Fachkräftemangel ist es eine Herausforderung, freie Stellen neu zu besetzen. Daher ist es wichtig, dass alle Führungskräfte die Bedeutung unserer Mitarbeitenden erkennen. Wertschätzung ist das Wichtigste für sie und kann durch regelmäßige Dialoge aber auch durch kleine Gesten vermittelt werden.
Zufriedene Mitarbeitende bleiben uns erhalten und machen Werbung für uns, indem sie neue Mitarbeitende anwerben. Das ist eine Win-Win-Situation! Wenn unsere Mitarbeitenden von uns als Arbeitgeber überzeugt sind, haben wir alles richtig gemacht.
Denn die Suche nach Personal hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Allein durch die Ausschreibung auf der Homepage erhält man kaum Bewerbungen. Ein kostengünstiger Ansatz, der auch Personal-Branding fördert, ist ein Corporate Influencer-Programm auf LinkedIn. Diese Plattform ist kostenlos, und die Mitarbeitenden, die sich freiwillig melden, sind von ihrem Arbeitgeber überzeugt. Ihre Beiträge präsentieren das Bild der Bank positiv nach außen – wertvoller als jede andere Werbung.
Drei PRAXISTIPPS kann ich empfehlen:
- Die Personalabteilung sollte als neutrale Anlaufstelle für alle Anliegen gesehen werden. Probleme können gelöst werden, wenn man davon weiß. Andernfalls könnte es zur Kündigung bei Unzufriedenheit kommen.
- Vergesst nicht, euren Mitarbeitenden Wertschätzung entgegenzubringen. Das Recruiting ist wichtig, aber vernachlässigt nicht die loyalen Mitarbeitenden.
- Ein Corporate Influencer-Programm auf LinkedIn bietet viele Möglichkeiten und ist sehr empfehlenswert.
Beitragsnummer: 22788