Sandra Leicht, Vorstand, FCH AG
Elegant und freundlich soll sie bei den Überfällen gewesen sein, so kam Gisela Werler an den Spitznamen „Banklady“, unter dem sie bekannt wurde.
Die 1934 im Hamburger Altona geborene Gisela Werler wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und führt als Aushilfe in einer Tapetenfabrik ein eher unspektakuläres Leben – bis ein Bekannter sie bittet, die Beute aus einem Banküberfall in ihrem Kleiderschrank zu deponieren.
Mitte der 60er Jahre hatte die Anzahl der Banküberfälle stark zugenommen, kaum ein Institut verfügte zu dieser Zeit über eine ordentliche Alarmanlage oder sonstige Sicherungsmaßnahmen.
Banken waren – auch in diesem Bereich – schon immer Männerdomäne. Was mich dazu bewogen hat, mich mit der ersten weiblichen Bankräuberin des Landes zu beschäftigen.
Denn Gisela verliebt sich Hals über Kopf in den Komplizen ihres Bekannten (verheiratet, drei Kinder) und begeht am 29.07.1965 mit ihm gemeinsam ihren ersten Banküberfall.
Mit blonder Perücke, Sonnenbrille und Waffe bittet sie freundlich um das Geld und bedankt sich höflich, wodurch sie zum Medienereignis wird. Unter anderem wird getitelt:
„Schon wieder Bankraub mit Stöckelschuhen!“
Jahrelang wird erfolglos nach ihr und ihrem Partner gefahndet.
Nach 18 aus ihrer Sicht erfolgreichen Coups geht im Dezember 1967 ein Raubzug schief, weil die Kreissparkasse in Bad Segeberg mit einem Alarmknopf ausgestattet war und die Angestellten sich nachdrücklich wehrten. Es gab Verletzte, das Paar wird bei der Flucht gefasst.
Gisela wird beim Prozess als eher unscheinbar beschrieben und beteuert, aus Liebe gehandelt zu haben, was sich tatsächlich auch strafmildernd auswirkt. Dass ihr selbst die kriminelle Energie fehlt, entspricht wohl auch dem Frauenbild der damaligen Zeit. Damals bezweifelten oft sogar Wissenschaftler, dass Frauen aus eigenem Antrieb kriminelle Handlungen wie einen Bankraub begehen könnten.
Harmloses „Ganovenliebchen“ oder doch knallharte Bankräuberin, die vor Schusswaffen nicht zurückschreckte?!
Ihren partner in crime heiratet sie während ihrer Zeit im Gefängnis.
Die Geschichte von Gisela Werler wurde als so spektakulär wahrgenommen, dass sie verfilmt wurde und 2014 in die Kinos kam. Gisela starb im Alter von 69 Jahren, ohne nach ihrer Zeit im Gefängnis noch einmal mit einem Banküberfall in Verbindung gebracht zu werden.
Das meiste Geld wurde übrigens nicht mehr gefunden.
Beitragsnummer: 22744