Celina Tieves, Referentin Compliance, Investitionsbank Schleswig-Holstein[1]
I. Einleitung
Von Qualitätsmanagement-Zertifikaten bis hin zu Nachhaltigkeits-Zertifikaten steht Finanzinstituten eine breite Palette an Zertifizierungsmöglichkeiten zur Verfügung, um ihre Prozesse und Systeme zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Trotz der zunehmenden Anzahl ausgestellter Zertifikate[2] hat ein Thema bislang vergleichsweise wenig Beachtung in der deutschen Finanzwelt gefunden: die Zertifizierung von Compliance-Management-Systemen (CMS). Angesichts der steigenden Bedeutung einer funktionsfähigen Compliance-Organisation und der zunehmenden Regulierungsdichte stellt sich die Frage, warum dieses Thema innerhalb der Finanzwelt scheinbar vernachlässigt wird und inwiefern es vorteilhaft sein kann, eine solche Zertifizierung anzustreben.
Dieser Beitrag wird die Spezifika der Finanzbranche beleuchten und aufzeigen, welche potenziellen Vorteile eine CMS-Zertifizierung bieten kann und ebenso die Faktoren darstellen, die diese Mehrwerte einschränken können.
II. CMS-Zertifizierungsmöglichkeiten
Für eine Zertifizierung des CMS stehen deutschen Unternehmen im Wesentlichen zwei Standards zur Verfügung: der ISO-Standard 37301 und der IDW-Prüfungsstandard 980.
Der ISO-Standard 37301 wurde 2021 veröffentlicht und ist damit der Nachfolger des Standards ISO 19600. Der Hauptunterschied dieser beiden Standards liegt darin, dass es sich bei der ISO 37301 um einen zertifizierbaren Typ A-Standard handelt und nicht wie bei dem Vorgänger um einen Typ B-Standard[3]. Der ISO-Standard 37301 beruht auf diversen nationalen und internationalen Standards wie dem UK Bribery Act oder den US Sentencing Guidelines und ist international anerkannt. [...]
Beitragsnummer: 22634