Susanne Kufeld, CSO und CISO der Messe Berlin GmbH, Leiterin Geschäftsfeld „Business Resilience“ bei VZM
Einführung
Die Digitalisierung und Fintechs haben traditionelle Bankmodelle umgekrempelt, parallel dazu müssen Sicherheitsmaßnahmen und -strategien aufgrund globaler Krisen und Risiken überdacht werden. Ein Beispiel hierfür ist die Reaktion auf den Ukraine-Konflikt, der Banken durch sofortige Sanktionen vor Herausforderungen stellte. In diesem Kontext ist ein ganzheitliches Business Continuity Management (BCM), das menschliche Aspekte integriert, entscheidend, um nicht nur auf aktuelle, sondern auch auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet zu sein.
Haltung und Leadership entscheidet
Im Finanzsektor ist die menschliche Komponente für die Resilienz von großer Bedeutung. Menschliche Fähigkeiten, wie kritisches Denken und Kreativität, sind unerlässlich, um Bedrohungen effektiv und effizient zu begegnen. Diese Kompetenzen ergänzen organisatorische Maßnahmen und tragen zur Bewältigung unvorhersehbarer Herausforderungen bei. Hierbei ist Leadership der Erfolgsfaktor für eine Kultur, die Initiative, Kommunikation und Teamarbeit fördert. Während Management auf Organisation und Prozesse ausgerichtet ist, fokussiert sich Leadership auf Inspiration und Innovationskultur. John C. Maxwell betont in „The 21 Irrefutable Laws of Leadership" die Selbstführung als ersten Schritt für eine effektive Führung. Coaching ist ein effektives Instrument zur Entwicklung dieser Reflektionsfähigkeit, welche Voraussetzung für Selbstführung ist. Es hilft Führungskräften, ihre Kompetenzen in Kommunikation, Entscheidungsfindung und Teamführung zu verbessern. In Veränderungsprozessen unterstützt ein Coach auch die persönliche Entwicklung und das Navigieren durch die Herausforderungen in Transformationen und Krisen. Auch Teams profitieren von Coaching, das ihre Zusammenarbeit und Innovationsfähigkeit stärkt und zu einer offenen, lernenden Kultur beiträgt.
Regulatorik
Der jährliche BaFin Risikoreport ist für das BCM im Finanzsektor von großer Bedeutung, da er aktuelle Risiken wie Cyberangriffe aufzeigt. Diese Bedrohungen, verstärkt durch Trends wie Home-Office, erfordern ein ganzheitliches BCM, welches eng mit Risiko- und Krisenmanagement verzahnt ist, um effektiv auf solche Herausforderungen reagieren zu können. Der BaFin-Risikoreport beschreibt die Erforderlichkeit zur Überwachung ausgewählter IT-Dienstleister und deren Risikomanagement. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit im Finanzsektor zu stärken. Dies entspricht auch der EU-Verordnung DORA, in welcher die Maßnahmen zur Steigerung der digitalen Resilienz im Finanzsektor geregelt ist. DORA verbindet Cybersicherheit und digitale Resilienz und erfordert von Finanzinstituten die Anpassung ihrer BCM-Strategien und betont die Aspekte der technischen Sicherheit sowie der Mitarbeiterschulung.
Fazit
Ein erfolgreicher BCM-Ansatz in Banken setzt eine Kombination aus menschlichen und organisatorischen Faktoren voraus. Im Mittelpunkt steht der Mensch, der durch kritisches Denken und Kreativität Krisen bewältigt. Eine Kultur, die Eigeninitiative und Teamarbeit fördert, ist entscheidend. Organisatorische Strukturen müssen klar definiert sein, und Führungskräfte sollten sich durch Selbstreflektion und Selbstführung bestmöglich in ihrer Führungsrolle stärken und weiterentwickeln.
PRAXISTIPPS
für die Unternehmensleitungen
- Einbindung aller in BCM: Fördern Sie die Beteiligung jedes Mitarbeiters am BCM, unterstützt durch externe Coaches. Dies stärkt die organisatorische Resilienz und fördert ein Bewusstsein für BCM in der gesamten Belegschaft.
- Aktualisierung der BCM-Strategie: Halten Sie Ihre BC-Pläne durch regelmäßige Überprüfungen, Anpassungen und Testszenarien aktuell und effektiv.
Beitragsnummer: 22596