Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance GmbH
Banken, Sparkassen und KMU verbindet oft eine jahrzehntelange Partnerschaft. Für die meisten Mittelständler ist die Hausbank traditionell der erste Ansprechpartner, wenn es um die Finanzierung geht. Für die regionalen Banken bilden die hiesigen Unternehmen dabei häufig einen zentralen Kundenstamm. Nichtsdestotrotz wird die enge Beziehung derzeit auf die Probe gestellt. So zeigt etwa der Bank Lending Survey des Eurosystems, dass die Vergaberichtlinien und Kreditkonditionen zuletzt sukzessive verschärft worden sind und die Kreditablehnungsquote stieg.[1]
In Branchen wie der energieintensiven Industrie, dem Automobilbereich oder dem Bausektor müssen sich Banken derzeit deutlich zurückhalten. Die Marktsituation ist durch internationale Konflikte, die stabile Inflation und die schwächelnde Konjunktur für Banken weiter komplex und unsicher. Auch das Risiko für notleidende Kredite und Ausfälle bei den Kunden bleibt hoch: Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle gab es allein in diesem Juli 44 % mehr Insolvenzen als im Vorjahr.[2]
Mehr Konkurrenz – aber auch neue Alternativen
Nicht allein die angespannte Wirtschaft belastet das Verhältnis der Banken und Sparkassen zu ihren Unternehmenskunden, auch neue Wettbewerber versuchen den Kredithäusern den Rang abzulaufen. Dazu gehören etwa Fintechs, die Technologie wie KI nutzen, um Prozesse zu beschleunigen, weniger Personal einzusetzen und individuell auf KMU zugeschnittene Angebote zu erstellen. Hinzu kommen die Private-Debt-Fonds, die allein ihren Investoren verpflichtet sind und oft eine entsprechend hohe Risikotoleranz aufweisen. Auch ausländische Großbanken und Technologiekonzerne drängen mit neuen Angeboten und Geschäftsansätzen zunehmend in den heimischen Markt der Finanzdienstleistungen.
Kreditablehnungen bilden in diesem Spannungsfeld existenzielles Risikopotenzial – es stehen langjährige Beziehungen zu den Unternehmenskunden auf dem Spiel. Deshalb benötigen Banken und Sparkassen Optionen, die die Bindung zu den Kunden in der gegenwärtigen Lage schonen. Die Anbieter der Opportunity Finance stellen solche Alternativen in Form von Kooperationen bereit. Darauf als Bank zurückzugreifen, ist eine pragmatische Lösung und ein Zeichen für den Wandel sowie die zunehmende Flexibilisierung im Finanzierungssektor. Alternative Modelle bieten agile und kurzfristige Entlastungsangebote, damit sich Banken auf die mittel- bis langfristigen Lösungen für ihre Kunden konzentrieren können.
Objektbasierte Modelle bewahren die Kundenbindung
Hat ein Kunde aktuell ein komplexeres Risikoprofil oder steht seine gesamte Branche unter Anspannung? Verfügt das Unternehmen aber zudem etwa über einen reichhaltigen Maschinenpark? Dann muss eine Anfrage nicht von vornherein abgelehnt werden. Die Bank kann den Betrieb stattdessen an einen Partner der assetbasierten Finanzierung vermitteln. Denn bei diesen Ansätzen liegt das Hauptaugenmerk nicht auf Bonität und potenziellen Risiken, sondern auf dem werthaltigen Anlage- und Umlaufvermögen des Betriebs.
Durch die Zusammenarbeit mit einem alternativen Finanzierer erhöht ein Kreditinstitut seine Wettbewerbsfähigkeit sowie seine Attraktivität als Lösungsanbieter. Mögliche Provisionen sichern zudem eine zusätzliche Einnahmequelle – ohne die eigene Bilanz zu belasten. Die Bank betreut ihren Kunden dabei wie gewohnt weiter. Gerade objektbasierte Modelle wie Sale & Lease Back und Asset Based Credit bieten in volatilen Zeiten Lösungspotenzial.
Mobiles Anlagevermögen sorgt für Liquidität
Sale & Lease Back (SLB) richtet sich als reine Innenfinanzierung an maschinenreiche Mittelständler. Ein KMU verkauft hierbei seinen werthaltigen, mobilen und fungiblen Maschinen-, Anlagen- oder Fuhrpark und mietet ihn direkt wieder zurück. Dadurch wird oft Liquidität in erheblichem Umfang frei. Nicht selten können auch stille Reserven gehoben werden. Durch SLB stehen liquide Mittel zur Überbrückung von Umsatzflauten, für Investitionen oder für Nachfolgen bereit. Durch Bonitätsunabhängigkeit und Geschwindigkeit ist SLB insbesondere auch für Sanierungsfälle geeignet. In der Regel dauert es von der ersten Anfrage zu einem SLB bis zur finalen Auszahlung des Kaufpreises drei bis sechs Wochen. Das Finanzierungsvolumen liegt meist zwischen 400.000 und 15 Millionen Euro. In Einzelfällen kann es auch darüber hinausgehen.
Anlage- und Umlaufvermögen geben Sicherheit
Der objektbasierte Spezialkredit Asset Based Credit bietet Produzenten, Händlern, Dienstleistern und Start-ups die Möglichkeit, auf sämtliche im Betrieb verfügbaren Assets als Sicherheiten zurückzugreifen: Es können neben Anlagevermögen wie Maschinen auch das Umlaufvermögen aus dem Fertig- und Handelswarenlager sowie Sachwerte oder Immobilien besichert werden. Die verfügbare Liquidität unterstützt Unternehmen bei ihren Vorleistungen, bei Einkäufen oder dem Ausbau der Lagerhaltung. Darüber hinaus sind auch Neuausrichtungen, Umstrukturierungen oder Sanierungen damit finanzierbar. Die Kreditsummen liegen zwischen 250.000 und fünf Millionen Euro; die Laufzeiten sind im kurz- bis mittelfristigen Bereich angesiedelt.
PRAXISTIPPS:
- Wegen anhaltend trüber Wirtschaftsaussichten sind erhöhte Vorsicht und strenges Risikomanagement angebracht.
- Angesichts erhöhter Konkurrenz dürfen langfristige Kundenbeziehungen allerdings nicht auf Spiel gesetzt werden.
- Kooperationen mit alternativen Finanzierungspartnern können Risikominimierung und Kundenbindung in Einklang bringen.
Beitragsnummer: 22292