Prof. Dr. Stefan Janßen, Studiengangsleiter Bank- und Versicherungswirtschaft, Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, vormals Prüfungsleiter, Referat Bankgeschäftliche Prüfungen, Deutsche Bundesbank Hauptverwaltung Hannover
I. Aufnahme der Risikokultur in die MaRisk
Mit der Aufnahme der Anforderung der Entwicklung, Förderung und Integration einer angemessenen Risikokultur in AT 3 der MaRisk mit dem Rundschreiben 9/2017 (BA) der BaFin vom 27.10.2017 ging die Aufsicht seinerzeit einen wichtigen Schritt, der den qualitativen Blick auf das Thema Risikomanagement nochmals deutlich erweiterte. Es ging nun nicht mehr nur um die auch qualitative Betrachtung einzelner Risiken, sondern auch um den Umgang mit Risiken ganz allgemein, d. h. mit einzelnen Risiken, mit der Gesamtheit aller Risiken sowie mit künftigen Risiken.
Mit Risikokultur ist dabei kein neuer Risikomanagementansatz gemeint. Risikokultur ist vielmehr das entscheidende Bindeglied zwischen den bestehenden operativen und methodischen Verfahren des Risikomanagements und deren Wirksamkeit und Nachhaltigkeit in der Praxis. Eine ausgeprägte und institutsweit gelebte Risikokultur ist in der Lage, Methoden- und Verfahrensschwächen zu kompensieren. Dagegen sind auch die besten und ausgereiftesten Methoden, Systeme und Prozesse der Risikosteuerung und -überwachung nur bedingt wirksam, wenn es letztlich an einer angemessenen Risikokultur fehlt. Kurz gefasst betrifft Risikokultur allgemein die Art und Weise, wie Mitarbeiter mit Risiken umgehen.
Die wichtige Rolle einer guten Risikokultur wurde in der Finanzkrise 2007/2008 deutlich. In der Folge wurde das Thema auch international aufgenommen, so vom Institute of International Finance (IIF), dem Financial Stability Board (FSB) und dem Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS). [...]
Beitragsnummer: 22226