Thomas Gerlach, Stv. Abteilungsleiter Interne Revision, Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg
I. Einleitung
Die täglichen Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sind geprägt von den Begriffen Klimaneutralität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Dekarbonisierung am Standort Deutschland. Auf die Unternehmen kommt nicht weniger als eine Art zweiter industrieller Revolution zu, es gilt dabei eine gewaltige Transformation zu stemmen. Dieser Wandlungsprozess muss zeitlich ambitioniert durchgeführt werden und fordert riesige Investitionsbeträge.
Diese Aufgaben kann die Realwirtschaft nicht ohne Unterstützung der Finanzwelt bewältigen, die Nachfragen nach Krediten zur Finanzierung des Umbaus werden entsprechend hoch ausfallen.
Konkrete Zahlen zur Einschätzung des Investitionsbedarfs sind zwar zum Teil ein Blick in die Glaskugel, eine Einschätzung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) lässt aber die Dimensionen erahnen: Bis zum Jahr 2045 rechnet KfW-Research mit Gesamtinvestitionen von 5 Billionen €, davon allein 1,9 Billionen € an Mehraufwand zur Erfüllung der Klimaziele. Auf das einzelne Jahr heruntergebrochen bedeutet dies ein annuales Volumen von 190 Mrd. €, davon ca. 70 Mrd. € an Mehrinvestitionen.[1]
Dies korrespondiert mit den Angaben, die deutsche Unternehmen Ende 2022 auf die Frage nach dem Handlungsbedarf zum Klimaschutz machten. Mehr als 82 % der Befragten sehen einen sehr großen oder großen Bedarf, siehe dazu Abbildung 1.

Bei den Investitionen handelt es sich häufig um Innovationsmaßnahmen, deren Auswirkungen im Vorfeld nicht immer abgeschätzt werden können. Von der Umstellung des Geschäftsmodells in digitale Strukturen bis zur Dekarbonisierung von Produkten – letztlich ist nicht sicher, wie der Markt die jeweiligen Veränderungen aufnimmt. Die Finanzierung der Transformation stellt daher kein normales Kreditgeschäft mit Unternehmen, Firmenkunden oder Gewerbetreibenden dar, vielmehr ist von einem höheren Risiko für die Geldgeber auszugehen. [...]
Beitragsnummer: 22004