Markus Dauber, ehem. Vorstandsvorsitzender der Volksbank in der Ortenau und Volksbank eG, Senior Advisor bei Simon-Kucher & Partners
Steven Kiefer, Director Simon-Kucher & Partners
I. Einlagen- und Baufinanzierungsgeschäft erfordern Anpassungen
Selten haben sich die Prioritäten und Umfeldbedingungen im Bankwesen so sehr und v. a. so rasant verändert, wie innerhalb der vergangenen neun Monate. Noch im Monat März erreichte das Baufinanzierungs-Neugeschäft einen neuen Rekordwert von 32 Mrd. €, die Aktie der hinter der Vermittlungsplattform EUROPACE stehenden Hypoport AG notierte bei 382 € (03.03.2022) und der Drei-Monats-Euribor war mit –0,57 % tief im negativen Bereich. Volumenwachstum in der Baufinanzierung und Verwahrentgelte im Passivgeschäft bestimmten die Marktbearbeitung insb. regionaler Institute. Zu Beginn des Dezembers 2022, nur neun Monate später, betragen die soeben aufgezählten Werte 14,9 Mrd. € (vorläufiger November-Wert), 106,50 € (07.12.2022) und 1,97 %.
Um vergleichbare Werte für das Baufinanzierungsgeschäft vorzufinden, muss bis in den November des 2013 zurückgegangen werden. Zu diesem Zeitpunkt lag die durchschnittliche Kundenkondition für eine zehnjährige Baufinanzierung nach Angaben der Bundesbank mit 2,82 % auf jenem Wert, welcher von gleicher Stelle für den September 2022 ausgewiesen wird. Auch wenn aktuellere Werte noch nicht vorliegen, so dürften die Angebotszinsen in den vergangenen zwei Monaten weiter gestiegen sein.
So ähnlich die Situationen der Jahre 2013 und 2022 auf den ersten Blick auch wirken, so unterschiedlich sind diese derzeit noch mit Blick auf das Einlagengeschäft. Während im Jahr 2013 durchschnittliche Tagesgeldzinsen in Höhe von 0,76 %[1] gezahlt wurden, sind derzeit teilweise noch Verwahrentgelte anzutreffen. Erste Angebote im Wettbewerb lassen jedoch bereits erahnen, dass dort, wo vor wenigen Monaten noch Verwahrentgelte die Regel waren, schon bald ein intensiver (Preis-)Wettbewerb um die Einlagen zu erwarten ist. [...]
Beitragsnummer: 21963