
Marc Henrik Geiger, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH

Dr. Patrick Hedfeld, Deutsche Leasing, FOM Hochschuldozent
I. Einleitung
Ausländische Direktinvestitionen spielen eine elementare Rolle für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung eines Entwicklungs- oder Schwellenlandes. Demnach ist politischen Entscheidungsträgern daran gelegen, zu erfahren, welche sogenannten Determinanten ausländische Direktinvestoren dazu bewegen, Investitionen zu tätigen, um entsprechende Richtlinien zu schaffen, die ADI begünstigen und daher das Wirtschaftswachstum fördern.
Dieser Frage widmen sich Wissenschaftler bereits seit Jahrzehnten. Erste Untersuchungen zu Determinanten von ADI können auf die 1930er Jahre zurückdatiert werden[1].
Seither wurde das Forschungsfeld durch theoretische Ansätze und die empirische Untersuchung verschiedener Variablen und Betrachtungszeiträume anhand unterschiedlicher Methoden vorangetrieben. Insbesondere kurz vor und um die Jahrtausendwende wurde eine Vielzahl an Studien zu Determinanten von ADI durchgeführt. Dies kann auf den in den 1990er Jahren beginnenden sogenannten „Globalisierungsboom“ zurückgeführt werden[2].
Obgleich auch theoretische Ansätze existieren, die Aufschluss über die Motive von ADI geben, gibt es keinen allgemeingültigen theoretischen Rahmen zu Determinanten von ADI. Dies führt dazu, dass sich die Forschung überwiegend auf empirische Belege stützt[3].
Bei Betrachtung der Ergebnisse zahlreicher Studien ist auffällig, dass in Abhängigkeit vom Untersuchungszeitraum und den untersuchten Ländern/Regionen Diskrepanzen und Inkonsistenzen hinsichtlich statistisch einflussreicher Determinanten vorliegen. Die Anzahl an untersuchten Variablen und die beobachtete Heterogenität in den Forschungsergebnissen erzeugen mehrdeutige Erkenntnisse und führen damit zu uneindeutigen Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger.
Ziel der empirischen Untersuchung ist es demnach, statistisch signifikante Determinanten zu bestimmen, die auf kontinentaler Ebene eindeutige Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger implizieren und somit einen Beitrag zum aktuellen Stand der Forschung leisten.
II. Die Relevanz von ADI in Entwicklungs- und Schwellenländern
Entwicklungs- und Schwellenländer sehen in ausländischen Direktinvestitionen (ADI) zunehmend eine Quelle für wirtschaftliche Entwicklung und Modernisierung, Einkommenswachstum und Beschäftigung.
Einige Länder haben bereits regulatorische Regelungen für ADI liberalisiert und weitere Maßnahmen ergriffen, um Investitionen anzuziehen. ADI unterscheiden sich von anderen Arten externer privater Kapitalströme insofern, als dass sie weitgehend durch die langfristigen Gewinnaussichten der Investoren in den von ihnen direkt kontrollierten Produktionsbereichen motiviert sind[4].
Der Gesamtnutzen ausländischer Direktinvestitionen für die Volkswirtschaften der Entwicklungsländer ist in der Forschung gut dokumentiert. Unter der Voraussetzung einer angemessenen Politik des Aufnahmelandes und eines grundlegenden Entwicklungsniveaus zeigt eine Vielzahl von Studien, dass ADI technologische Spillover-Effekte auslösen, die Bildung von Humankapital unterstützen, zur internationalen Handelsintegration beitragen, ein wettbewerbsfähigeres Unternehmensumfeld schaffen und die Unternehmensentwicklung fördern. All dies trägt zu einem höheren Wirtschaftswachstum bei, das das wirksamste Mittel zur Linderung von Armut in Entwicklungsländern ist. Über die rein wirtschaftlichen Vorteile hinaus können ADI auch zur Verbesserung der ökologischen und sozialen Bedingungen im Gastland beitragen, indem sie beispielsweise „sauberere“ Technologien transferieren und zu einer sozialeren Unternehmenspolitik führen[5]. [...]
Beitragsnummer: 21689