Montag, 13. Dezember 2021

Finanzdienstleistungen durch modernes Datenmanagement optimieren

Eine Smart Data Fabric bricht Anwendungs- und Datensilos auf und ermöglicht komplexe Analysen

Jochen Boldt, Sales Director bei InterSystems

 

Maximalen Nutzen aus den eigenen Daten ziehen – vor dieser Herausforderung der Digitalisierung stehen auch die Unternehmen der Finanzbranche. Jedoch stellt die tägliche Flut an Informationen dabei ein großes Hindernis dar, ebenso wie potenziell vorhandene Anwendungs- und Datensilos, die eine direkte Einsicht in und einen unmittelbaren Zugriff auf alle relevanten Daten verhindern. Dementsprechend beklagen viele Banken ihre Datenqualität und -verfügbarkeit, beides entscheidende Kriterien für die digitale Transformation der Branche. Laut einer neuen Studie der Enterprise Strategy Group (ESG) und InterSystems hadert branchenübergreifend fast die Hälfte der befragten Unternehmen (48 %) mit der bestehenden Qualität ihrer Daten. Im Bereich der Finanzdienstleistung ist daher ein modernes Datenmanagement gefragt, das alle geschäftlichen Anforderungen der Zeit erfüllt und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Vorgaben gewährleistet. 

 

Einzelne Silos verknüpfen

Grundsätzlich gilt es für Unternehmen der Finanzbranche, intern alle Anwendungs- und Datensilos aufzubrechen und so mehr Transparenz über alle Abteilungen hinweg zu schaffen. Diese Silos entstehen, wenn Banken ihre Informationen jeweils separat in mehreren Datenbanken, Anwendungen und Services speichern. Häufig ist die Situation historisch bedingt: Durch Übernahmen anderer Unternehmen und Zusammenschlüsse wächst die Anzahl der eigenen separaten Datenquellen. Die Krux liegt darin, dass Silos die Verknüpfung aller theoretisch verfügbaren Daten verhindern. In dieser Hinsicht fehlt vielen Finanzdienstleistern aktuell die Grundlage, um datengetriebene Geschäftsmodelle oder Innovationen erfolgreich umzusetzen.

 

Als bewährte Lösung eignet sich dafür das Architekturkonzept der (Enterprise) Data Fabric, einer Struktur aus Verbindungen zwischen den einzelnen Datenquellen, die für Interoperabilität sorgt. Über sie lassen sich alle historischen und aktuellen Daten aus internen und externen Quellen zusammenführen, bereinigen und harmonisieren. Das steigert nicht nur die Datenqualität, sondern ermöglicht auch einen Zugriff auf alle Informationen in Echtzeit. Mit der Data Fabric gehören Datensilos der Vergangenheit an. Deshalb haben die Marktforscher von Gartner den Ansatz bereits im Jahr 2019 als wichtigen Technologietrend und Zukunft des Datenmanagements bezeichnet. Da die Data Fabric auf der bestehenden IT-Infrastruktur aufbaut, bleiben die eigenen Technologien, Anwendungen und Dienste weiterhin nutzbar. Eine aufwendige und kostspielige Neugestaltung, ein sogenanntes Rip and Replace, ist nicht notwendig. Unternehmen können somit weiterhin Mehrwert aus ihren bisherigen Investitionen ziehen. Die Data Fabric zeichnet sich überdies durch eine freie und flexible Skalierbarkeit aus. Das hilft dabei, Lastspitzen kurzfristig aufzufangen und Kapazitäten bedarfsgerecht zu erweitern oder zu verkleinern. Auch weitere Tools lassen sich dank der offenen Systemarchitektur einfach und schnell integrieren. 

 

Im Ergebnis bietet die Data Fabric eine zentrale Sicht auf alle Daten im Unternehmen, eine sogenannte Single Source of Truth (SSOT). Diese Einsicht ermöglicht neben Data Discovery und Data Lineage auch eine informative Cockpit- oder Dashboard-Darstellung aller Prozesse in einem Unternehmen.

 

Analysen in Echtzeit durchführen

Eine Weiterführung des Konzepts ist die Smart Data Fabric, die zusätzlich über integrierte Funktionen für die Analyse von Daten, deren visuelle Darstellung in Dashboards für Business Intelligence (BI) und den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) verfügt. Mit ihnen gewinnen Unternehmen der Finanzbranche einfach und schnell neue Erkenntnisse, um fundierte Entscheidungen zu treffen und Ereignisse besser zu prognostizieren. Große Mengen transaktionaler Daten können gleichzeitig aufgenommen und analysiert werden. Als Basis dafür dient ein Hybrid Transactional/Analytical Processing (HTAP), das in jedem Anwendungsfall eine außerordentlich hohe Leistung und Effizienz für Multi-Workloads in Echtzeit garantiert. Genau darauf kommt es hinsichtlich vieler Finanzdienstleistungen an, wie zum Beispiel bei der sekundenschnellen Transaktionsabwicklung oder der automatisierten Kreditprüfung und Betrugsprävention. 

 

BI noch zugänglicher machen 

Im Sinne besserer und zeitnaher Geschäftsentscheidungen liegt es auch im Interesse von Banken, mehr Mitarbeiter in Datenauswertungsprozesse einzubinden. Wie die Studie von ESG und InterSystems zeigt, haben branchenübergreifend lediglich sieben Prozent der Unternehmen eine IT-Infrastruktur, in der mehr als die Hälfte der Mitarbeiter einen Zugang zu einer Plattform für die Analyse von Daten besitzt. Mit der Smart Data Fabric lässt sich das ändern, da sie einen individuellen Zugriff auf ein gemeinsames Datenmodell ermöglicht und damit die Basis für Self-Service-BI liefert. Dazu fügt sie zwischen einer Datenplattform und gängigen Werkzeugen für BI, KI und ML eine Zwischenschicht ein. Die Schicht dient zur Entwicklung eines semantischen Datenmodells in Form eines virtuellen Würfels. In diesem Würfel lassen sich Daten organisieren, einheitliche Kenngrößen über vorhandene Silos hinweg festlegen und Datenfelder eindeutig kennzeichnen. Mitarbeiter greifen auf ihn mit einem Werkzeug ihrer Wahl zu, wie beispielsweise Microsoft Excel, Power BI, Tableau oder Qlik. Das erfolgt stets unabhängig vom jeweiligen Abfragedialekt der Werkzeuge, sodass konkrete Abfragen immer identisch beantwortet werden. Dadurch sind mehr Mitarbeiter in der Lage, eigenständig interaktive und mehrdimensionale Analysen auf Basis des unternehmensweit gleichen Datenbestands durchzuführen und Dashboards zu erstellen beziehungsweise zu verändern. 

 

Mit Healthy Data die Digitalisierung meistern

Der unmittelbare Zugriff auf umfassende, vertrauenswürdige Daten in Kombination mit den integrierten Analyse- und KI/ML- bzw. BI-Funktionen ermöglicht bessere und zeitnahe Geschäftsentscheidungen. Mitarbeiter erhalten unmittelbar einen umfassenden Überblick über die aktuelle Marktlage, etwaige Risiken und sich bietende Geschäftschancen. Dadurch finden sie auch auf dynamische Marktentwicklungen immer detaillierte Antworten und reagieren selbst in Krisensituationen rasch und angemessen. Entscheidend ist dabei vor allem die große Anzahl an sauberen Daten, sogenannte Healthy Data, die durch die erfolgreiche Umsetzung des Smart Data Fabric-Ansatzes verfügbar werden. Mit diesen akkurat aufbereiteten und stets aktuellen Daten können bei Analysen bessere Ergebnisse erzielt werden. Healthy Data ist zudem unabdingbare Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von KI und ML. In Bezug auf Unternehmen der Finanzbranche gehören dazu Anwendungsfälle wie zum Beispiel Fraud Detection oder die automatische Transaktion von Wertpapieren in Echtzeit. Darüber hinaus reduziert die Smart Data Fabric die Komplexität der IT-Infrastruktur eines Unternehmens signifikant. Das vereinfacht nicht nur den Betrieb und die Wartung, sondern senkt auch die Kosten dafür. Zugleich werden durch die Modernisierung und höhere Automatisierung des Datenmanagements eventuelle Ineffizienzen im Workflow bereinigt.

 

Compliance-Anforderungen erfüllen

Besonders erwähnenswert ist, wie sich die Smart Data Fabric auf die Erfüllung von Compliance-Anforderungen auswirkt. Gerade für Finanzdienstleister gibt es eine Reihe von gesetzlichen Vorschriften und Vorgaben, was von ihnen viel Aufmerksamkeit verlangt. Einen kostspieligen oder auch rufschädigenden Verstoß möchte keiner von ihnen riskieren. Auch hier macht sich die Smart Data Fabric bezahlt: Da die Lösung für eine hohe Datenqualität und eine klar nachvollziehbare Datenherkunft sorgt, erleichtert sie die Erfüllung der Aufgaben im Bereich Compliance. Das Datenmanagement wird außerdem zentral durchgeführt und kontrolliert, wodurch das Risiko eines Verstoßes gegen gesetzliche Vorschriften und Vorgaben beziehungsweise innerbetriebliche Richtlinien sinkt. Hinzu kommen weitere hilfreiche Funktionen, wie unter anderem die Bereitstellung von benötigten Informationen für regulatorische Berichte in Echtzeit und die Erstellung von Modellen für das eigene Risikomanagement. Die schnelle Datenverfügbarkeit ermöglicht zudem die einfache Umsetzung von Ad-hoc-Publikationen für die (inter-)nationale Bankenaufsicht und Stresstests der European Banking Authority (EBA) und der Europäischen Zentralbank (EZB). 

 

Wettbewerbs- und zukunftsfähig bleiben

Die Finanzbranche befindet sich momentan in einer dynamischen Umbruchsphase mit zahlreichen neuen, innovativen und datengetriebenen Marktteilnehmern. Deswegen besteht ein ausgeprägter Bedarf nach einer Lösung, mit der sich die komplexen Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich adressieren lassen. Wenn Banken in innovative Technologien wie die Smart Data Fabric investieren, bleiben sie wettbewerbs- und zukunftsfähig. Auf ihrer Grundlage schaffen sie es, maximalen Nutzen aus den eigenen Daten zu ziehen und ihre Finanzdienstleistungen weiterzuentwickeln. An konkreten Anwendungsfällen mangelt es keineswegs. Sie reichen von der Unterstützung bei der Entscheidungsfindung und der Szenarioplanung über das Risiko- und Liquiditätsmanagement bis hin zur Vermögensverwaltung und der regulatorischen Compliance. Die Smart Data Fabric ist der Schlüssel dafür, ein Unternehmen agil aufzustellen, alle Geschäftsprozesse zu optimieren und nachhaltiges Wachstum zu erreichen.

 

PRAXISTIPPS

  • Anwendungs- und Datensilos mithilfe der Smart Data Fabric aufbrechen.
  • Alle Daten zusammenführen, bereinigen und harmonisieren.
  • Die integrierten Funktionen für die eigenen Finanzdienstleistungen nutzen und mit ihnen die Compliance-Anforderungen erfüllen.
  • Mehr Mitarbeitern einen Zugriff auf für sie relevante Daten geben.
  • Jetzt die digitale Transformation starten.

Beitragsnummer: 19474

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