Freitag, 12. November 2021

Der EB-Öko-Aktienfonds – vom Ökopionier zum Vorreiter Impact Investing

Wirkungsorientiertes Investieren rückt immer mehr in den Fokus der Anleger – nicht nur die Rendite zählt, sondern auch die Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft

Dr. Astrid Herrmann, Head of CSR and Sustainable Finance, Evangelische Bank

Dr. Oliver Pfeil, Geschäftsführer & Chief Investment Officer, EB-SIM

Die Nachfrage nach Investments mit Wirkungsorientierung im Markt ist enorm – Tendenz steigend. Das betrifft institutionelle Anleger und Privatkunden gleichermaßen. Wir als Evangelische Bank Gruppe (EB) begrüßen diese Entwicklung, denn nur mit einer Ausrichtung der Kapitalströme auf wirkungsorientierte Investments sind unsere gesellschaftlichen Herausforderungen zu lösen. 

Aufgrund dieser Überzeugung übernimmt auch die EB Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. So fokussieren wir uns im Kreditgeschäft auf die Finanzierung von sozialen Einrichtungen und Projekten – bspw. Krankenhäuser, Pflegeheime, Schulen und Kindergärten. Zusätzlich beteiligt und engagiert sich die EB seit diesem Jahr als Gründungspartner bei DUCAH – Digital Urban Center for Aging & Health – einem Zentrum für die Pflege der Zukunft. Hier geht es um die Entwicklung, Erprobung und Anwendung von digitalen Lösungen in Pflegequartieren mit dem Ziel, den Alltag von zu Pflegenden, Pflegekräften und Angehörigen zu erleichtern. 

Im Kapitalanlagegeschäft stellt die EB-SIM, die Asset Management Tochter der EB, wirkungsorientierte Investmentmöglichkeiten, sowohl im Bereich der liquiden Geldanlage als auch im Bereich Real Assets, zur Verfügung. Das bedeutet unter dem Strich: Sowohl im Anlage- als auch im Kreditgeschäft wollen wir auf eine bessere Welt hinwirken. Das ist der Kern unseres Handelns in der Evangelischen Bank Gruppe. 

Dabei zeichnet wirkungsorientierte Investments aus, dass sie auf einen positiven Beitrag zur Lösung eines ökologischen oder gesellschaftlichen Problems ausgerichtet sind. Allerdings ist bei wirkungsorientierten Anlagen eine Unterscheidung zwischen wirkungskompatiblen und wirkungseffektiven Strategien sinnvoll, da sich die Wirkungskanäle bei verschiedenen Anlageklassen unterscheiden. So sind wirkungskompatible Investments auf gewisse Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet, wohingegen wirkungseffektive Investments eine messbare Veränderung bewirken. Ein Beispiel für wirkungseffektive Investments sind unsere Anlagelösungen, die in Erneuerbare Energien-Projekte, wie bspw. Solar-, Windkraft- und Wasserkraftanlagen, investieren. Durch solche Investments wird direkt ein Beitrag zur Reduzierung von CO2 geleistet.

Geld für eine bessere Welt

Ein gutes und aktuelles Beispiel für wirkungskompatible Investments ist der „EB-Öko-Aktienfonds“ der EB-SIM, der in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feierte. Der Ökopionier unter den Fonds ist einer der ersten, der es Anlegern ermöglichte, konsequent in nachhaltige Aktien zu investieren. Heute ist der „EB-Öko-Aktienfonds“ einer der ersten Fonds in Deutschland, der durch ein klares Nachhaltigkeitsziel die Voraussetzungen nach Art. 9 der EU-Offenlegungsverordnung erfüllt.

Dabei hat sich der EB-Öko-Aktienfonds in seiner 30-jährigen Historie stetig weiterentwickelt. Lag beim Start im Jahr 1991 der Fokus auf dem Ausschluss von Unternehmen, die nicht mit kirchlichen Werten vereinbar waren, wurde im Zeitverlauf die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren in der Unternehmensbewertung und die Wirkung der Unternehmen zunehmend wichtiger. Heute liegt der klare Fokus des EB-Öko-Aktienfonds auf ökologischen Themen, wie bspw. Klimaschutz und Biodiversität. Deshalb ist es das Ziel des Fondsmanagements, mit einem integrierten Nachhaltigkeitsansatz nur in Unternehmen zu investieren, die zu den ökologischen Champions zählen. Zusätzlich erfüllen die Bestandsunternehmen im Durchschnitt das 1,5 Grad-Ziel aus dem Paris-Abkommen. Anleger haben dadurch die Möglichkeit, in Unternehmen zu investieren, die eine positive ökologische Wirkung aufweisen und auf die Ziele des Paris-Abkommens ausgerichtet sind. 

Wirkungsorientierung durch ökologischen Anlagefokus

Die genannten Ziele sind tief in den Investmentprozess integriert. So wird schon bei der Auswertung des nachhaltigen, investierbaren Anlageuniversums darauf geachtet, dass dem Fondsmanagement nur ökologische Champions zur Auswahl stehen. Dabei gehören die ökologischen Champions zu einer der drei folgenden Gruppen: 

  • Ökologische Leader: Unternehmen, die führend bei Themen der ökologischen Nachhaltigkeit sind.
  • Ökologischer Progress: Unternehmen, die sich in Bezug auf die ökologische Nachhaltigkeit stark verbessert haben.
  • Ökologischer Impact: Unternehmen, die eine stark positive Wirkung auf eines der ökologischen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) aufweisen.

Zusätzlich werden alle Unternehmen aus dem globalen Anlageuniversum ausgeschlossen, die in kontroversen Geschäftsfeldern aktiv sind, kontroverse Geschäftsaktivitäten, wie Verstöße gegen die zehn Prinzipien des UN Global Compact aufweisen oder eine negative Wirkung auf eines der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) haben – und damit aus unserer Sicht auch kein Investment für eine bessere Welt darstellen. So dienen die Ausschlusskriterien einer deutlichen Minimierung der negativen Wirkung, wohingegen der Fokus auf ökologische Champions eine positive Wirkung entfaltet. 

Konkrete ökologische Messbarkeit 

Die ökologischen Champions, in die das Fondsmanagement investieren kann, werden im nachfolgenden Schritt mit quantitativen und qualitativen Methoden analysiert, um die ökonomischen und nachhaltigkeitsbezogenen Potenziale der Unternehmen zu identifizieren. Dazu wird die Attraktivität einzelner Unternehmen unter Berücksichtigung von Fundamental- und Nachhaltigkeitsdaten bestimmt, wobei die quantitative Analyse im EB-SIM Alpha Score mündet, der einer „Renditeerwartung“ in der klassischen Portfoliooptimierung entspricht. 

Die Wirkung der Bestandsunternehmen des Öko-Aktienfonds auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) wird auf Basis eines ganzheitlichen SDG-Scores vorgenommen. Dieser Score berücksichtigt zum einen, wie sich die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens auf die SDGs auswirken und zum anderen, ob die allgemeinen Geschäftsaktivitäten (inkl. etwaiger Nachhaltigkeitskontroversen) im Einklang mit den SDGs stehen. Darüber hinaus wird ein „Temperature-Score“ für den EB-Öko-Aktienfonds ermittelt, der das Grad-Ziel aufzeigt, auf das das Portfolio ausgerichtet ist. Hierdurch wird ein Abgleich mit dem Ziel des Paris-Abkommens möglich.

Förderung eines nachhaltigen Geschäftsmodells

Damit auch gezielt Einfluss auf Bestandsunternehmen ausgeübt werden kann, werden die Stimmrechte aktiv wahrgenommen und (kollaborative) Unternehmensdialoge geführt, wobei auch bewusst ökologische Themen adressiert werden. Somit vereint der EB-Öko-Aktienfonds eine konsequente, ökologische Ausrichtung mit Unternehmensdialogen und aktiver Stimmrechtsausübung, um die größtmögliche Wirkung zu entfalten. 

Regelmäßiger Transparenz-Bericht

Zur Sicherstellung einer hohen Transparenz wird tagesaktuell ein Nachhaltigkeitsüberblick öffentlich zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wird quartalsweise ein umfangreiches Reporting für Investoren angeboten, das umfassend über relevante Nachhaltigkeitsbereiche berichtet. Dabei werden Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen, Nachhaltigkeitskontroversen sowie Kennzahlen zu Klima und Wirkung durch das Reporting dargestellt. Künftig wird auch der Temperature-Score mit in das Reporting aufgenommen, um alle Nachhaltigkeitsziele des Fonds transparent zu machen.

Impact Investing und Rendite: kein Widerspruch

Aber nicht nur die Nachhaltigkeitsbilanz des EB-Öko-Aktienfonds überzeugt, auch die Wertentwicklung kann sich sehen lassen: Anleger der ersten Stunde, die vor 30 Jahren in den EB-Öko-Aktienfonds investiert haben, konnten bis heute eine Gesamtrendite von knapp 300 % oder 4,74 % pro Jahr erzielen. Die Performance des EB-Öko-Aktienfonds zeigt, dass sich nachhaltiges Anlegen und eine gute Wertentwicklung nicht ausschließen. Das Gegenteil ist der Fall. Gut gemanagt, ermöglichen wirkungsorientierte Anlagen einen doppelten Ertrag: Zur Wertentwicklung kommt die Gewissheit, mit dem investierten Kapital etwas Gutes bewirken zu können.

Mehr Klarheit bei Nachhaltigkeit und Impact von Anlageprodukten

Aktuell gibt es noch Nachholbedarf bei einer einheitlichen Definition von wirkungsorientierten Investments. Beispielsweise lässt die im März in Kraft getretene EU-Offenlegungsverordnung noch zu große Interpretationsspielräume. Anleger haben jedoch ein Recht auf klar definierte, transparente und verbindliche Standards. Sie müssen eindeutig erkennen und vergleichen können, welche ökologischen und sozialen Auswirkungen ihre Investitionen für unsere Gesellschaft haben.

Deshalb fördern EB und EB-SIM ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universitäten in Hamburg und Kassel. Hierdurch wurde in einem ersten Schritt ein definitorischer Rahmen für wirkungsorientierte Anlagen geschaffen, der eine Grundlage für die weitere Diskussion darstellt und dazu beitragen kann „Impact Washing“, also der irreführenden Beschreibung von eigentlich konventionellen Angeboten als „Impact Investments“, einen Riegel vorzuschieben. Die nächsten Schritte des Projekts liegen u. a. in einer detaillierten Analyse von am Markt verfügbaren, wirkungsorientierten Anlagen, wobei abschließende Ergebnisse im Jahr 2023 erwartet werden. 

PRAXISTIPPS

  • Bei der Anlage neben der Rendite genauso die Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft berücksichtigen.
  • Das Fondsmanagement sollte dem Kunden erklären, welche ökologischen und sozialen Auswirkungen seine Investitionen für die Gesellschaft haben.
  • Bieten Sie dem Kunden Investments, die direkt zur Reduzierung von CO2 beitragen – z. B. Anlagelösungen für Erneuerbare Energie-Projekte – oder die auf Nachhaltigkeitsziele einzahlen.
  • Achten Sie darauf, dass Sie in Unternehmen investieren, die ökologische Champions sind.
  • Zu einem professionell geführten nachhaltigen Fonds gehört ein regelmäßiger Transparenzbericht.

Beitragsnummer: 18413

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