Immobilienfinanzierung

Bauträger- und Endfinanzierungen locken im (noch) günstigen Marktumfeld sicherlich mit solide erzielbaren Renditen. Zweifelslos zählt das Bauträgergeschäft aber auch zu den schwierigsten und risikoreichsten Geschäftsfeldern von Kreditinstituten. Einlagen der Passivseite sind für Kreditinstitute teuer, die Fristentransformation funktioniert nicht mehr wie gewünscht. Da ist es naheliegend, mit großvolumigen Bauträger-/und oder Immobilienfinanzierungen nicht nur den Passivüberhang abzubauen, sondern auch noch vergleichsweise attraktive Margen zu erzielen.

Im Vertrauen auf eine anhaltend steigende Preisentwicklung im Immobilienmarkt ist allerdings eine teils zu unkritische Praxis bez. spitz kalkulierter Bauträger- und Endfinanzierungen zu beobachten. Auch wenn bei der derzeitigen Marktentwicklung die Chancen des Geschäftsfeldes „Immobilien“ im Vordergrund stehen, sollten die Risiken nicht vernachlässigt werden. Zwar sind die Ausfallraten auch im Bereich der Bauträger in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen, aber dieses fast schon „perfekte“ Marktumfeld wird nicht dauerhaft Bestand haben können.

Interessant ist v. a. die Frage, wie lange die Bauwirtschaft das eingeschlagene Tempo noch halten kann, und wie lange können am Immobilienmarkt noch Höchstpreise erzielt werden? Befindet sich der deutsche Immobilienmarkt gar schon in einer Blase, die kurz vor dem Platzen steht? Wird die BaFin ihre neuen Befugnisse zur Beschränkung der Kreditvergabe ausüben (und wenn ja, wie)? Kommt es tatsächlich zu einer Verlangsamung bzw. einem Ende des Baubooms, werden zahlreiche Bauträger-/Immobiliengesellschaften Probleme bekommen, die erstellten Wohnungen zu angemessenen Preisen zu verkaufen. Es drohen dann höhere Ausfälle, die Betriebsergebnis und Eigenkapital belasten werden.

Für eine erfolgreiche Risikosteuerung ist es unerlässlich, bereits in der jetzigen (noch guten) Marktsituation ein wirksames Risikofrüherkennungssystem aufzubauen, mit dem Ziel, Kreditverluste zu vermeiden oder zu vermindern. Ein wirksames Risikofrühwarnsystem muss dabei eine frühzeitige Transparenz über aufzutretende Kreditrisiken im Bauträger/-Immobiliengeschäft schaffen, Grundlage für Handlungsspielräume  und wirkungsbezogen, präventive Maßnahmen beim jeweiligen Kreditengagement aufzeigen und Basisdaten für die Gesamtrisikosteuerung liefern. Umso wichtiger ist es, die Kreditvergabepraxis professionell aufzustellen und eine adäquate Risikofrüherkennung durch Schärfung der Frühwarnsysteme und geeignete Risikoindikatoren vorzuhalten.

Mit den Neuerungen, die die neuen aufsichtsrechtlichen Vorgaben mit sich bringen, werden auch verschärfte Anforderungen an die Bewertung(-sprozesse) von Immobiliarsicherheiten gestellt. Die BelWertV als zwingender Bewertungsmaßstab war bislang oftmals nur Pfandbriefbanken vertraut. Als verbindlicher Bewertungsmaßstab für alle Immobilien finanzierende Kreditinstitute rückt dieser aber immer deutlicher in den Vordergrund, so dass alle Häuser sich mit den Bewertungsmaßstäben/-prozessen vertraut machen sollten.

Weiterhin werfen in der Praxis die Vorgaben der Wohnimmobilienkreditrichtlinie, die den gesamten Baufinanzierungsprozess der Kreditinstitute mit einem gesetzlich normierten Beratungsprozess und einer zivilrechtlichen Kreditwürdigkeitsprüfungspflicht grundlegend geändert haben, wie auch das Kreditvermittlerrecht viele offene Fragen auf.

Für einen proaktiven, aber dennoch risikosensiblen Auf-/bzw. Ausbau des Geschäftsfelds „Immobilienfinanzierungen“ bieten wir Ihnen auch im kommenden Jahr wieder zahlreiche interessante Veranstaltungen an.

In diesem Sinne herzliche Grüße und viel Spaß beim Lesen

Ihr Jürgen Blatz, Bereichsleiter  Kreditgeschäft, Finanz Colloquium Heidelberg GmbH


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