Dienstag, 6. März 2018

Digitalisierung: Ein mühsamer Weg?

Rolf Schlegel war über 10 Jahre als IT-Leiter tätig und widmet sich nun als Projektleiter den Umsetzungsprojekten zum Thema Digitalisierung.

Die Rahmenbedingungen

Das aktuelle Umfeld, in dem sich Banken und Sparkassen bewegen, ist hinlänglich bekannt und wird deshalb hier nur schlagwortartig und beispielhaft aufgeführt: geringe Zinsmargen, Kostendruck, neue Technologien (tablets, smartphone, Internet überall), sich ändernde Kundenanforderungen und Regulatorik.

Dazu kommen als Herausforderer seit einigen Jahren Fintechs, die den etablierten Banken und Sparkassen zusätzlich Kunden und Marktanteile streitig machen.

Gesamtwirtschaftlich sehen wir in Zeiten der „vierten industriellen Revolution”, also der Digitalisierung, eine Reihe von neuen Ideen und Produkten, die mit ihrem disruptiven Charakter bestehende Geschäftsmodelle in Frage stellen (Bsp.: Airbnb, Uber, Tesla, 3D-Druck, IoT, Industrie 4.0,…). Auch für Banken und Sparkassen gibt es den Zwang, sich mehr denn je zu modernisieren; zum einen, weil mit jeder nachwachsenden Generation die Anforderungen an eine Bank stärker von Digitalisierung und Mobilität geprägt werden und zum anderen, weil es auch hier echte Digitalisierungsbedrohungen gibt (z. B. blockchain-basierte Produkte, robo advisory, Eintritt von global IT-Playern (GAFA) in den Bankenmarkt).

Lösung

Wir (Sparkasse) gehen mal eben zu unserem IT-Dienstleister, formulieren Anforderungen, diese werden schnell umgesetzt und in wenigen Monaten haben wir eine Sparkasse, die sich digital nennen kann. In dieser „Lösung“ stecken viele Widersprüche: große, eher träge wirkende IT-Dienstleister, in die Jahre gekommene komplexe IT-Systeme wie das OSPlus-Portfolio, wenig verbreitete agile Arbeitsweisen in der Sparkassen-Organisation, zu wenig Personal, das die Herausforderungen versteht, akzeptiert und offensiv damit umgeht und Mitarbeiter, die verständlicherweise auch Probleme haben, der sich immer schneller drehenden technischen Welt zu folgen.

Ansätze

Es gibt unterschiedliche Strategien, um besser für die Herausforderungen gerüstet zu sein – die eine Lösung gibt es – wen wundert es – nicht! Trotzdem kann ein erfolgreicher Einstieg in das Langzeitprojekt „Digitalisierung“ gelingen.

Kunden

  • Mit banalen Dingen starten: Statten Sie Ihre Filialen mit WLAN aus und öffnen Sie dieses für jedermann.
  • Steigern Sie die Kundenerlebnisse durch aktuelle Angebote in der Sparkassen-App oder der Internet-Filiale. Beispiele sind Kwitt, Fotoüberweisung, Textchat und WhatsApp.
  • Forcieren Sie ein aktives Multikanalangebot, in dem Sie in Kunden-Servicecenter investieren, die deutlich mehr Dienstleistungen anbieten als reine „Call-Center“ (Produktverkauf, Fallabschluss). Kombinieren Sie das Kundenerlebnis mit technischen Ergänzungen (Sprachcomputer, Potenzialiorientiertes Routing, Chatbots).
 SEMINARTIPPS

Neuer Verhaltenskodex & Risikokultur: Aufbau & Inhalte, 25.04.2018 Frankfurt/M.

Prüffelder des Personalmanagements – zunehmende aufsichtsrechtliche Anforderungen im Fokus, 26.04.2018 Frankfurt/M.

Datenschutzgrundverordnung & neues BDSG – Digitalisierungsbremse durch neues BDSG/DSGVO – (Un)zulässige Maßnahmen, 06.06.2018 Frankfurt/M.


Mitarbeiter

  • Bilden Sie Ihre Mitarbeiter aus und ermuntern Sie diese, die „neuen“ digitalen Möglichkeiten zu nutzen. Die Sparkasse Bodensee hat alle ihre Mitarbeiter fit gemacht, jeder hat einen „digitalen Führerschein“.
  • Nutzen Sie aktuelle Technik zur Wissensvermittlung z. B. durch interne Webinare oder selbst erstellte Lernvideos zu eingesetzter Software und Beratungstools.
Führungskräfte
  • Führungskräfte müssen sich per se selbst motivieren können, eben auch was die eigenen Produkte und Tools (s-app, kwitt etc.) angeht. Sie müssen aber auch dort sein, wo die Kunden sind – nicht nur beim Volksfest um die Ecke, sondern auch auf den sozialen Kanälen wie Xing, Facebook, Instagram etc.
PRAXISTIPPS
  • Investieren Sie in das Know-how Ihrer Mitarbeiter
  • Probieren Sie möglichst viel aus, beziehen Sie dabei Ihre Kunden intensiv mit ein. Die Sparkasse Bodensee testet beispielsweise 3-D-Immobilienansichen, elektronische Kundendatensafes oder für interne Anwendungsfälle KI-basierte Chatbots.
  • Vereinfachen Sie – wo immer möglich – Ihre Prozesse, z. B. durch den Einsatz von OSPlus_neo, penpad oder den Unterschriftenverzicht und automatisieren Sie.
Das alles sind zwar nur erste „vergängliche Zwischenlösungen“[1] im Kontext der Digitalisierung, aber ein viel versprechender Anfang auf einem langen, steinigen Weg. Die eigentliche Revolution beginnt ja gerade erst richtig und es wird sich zeigen, wer langfristig überleben kann.


  1. Markus Alberth: „Digitale Fitness – auf dem Weg zum Banking der Zukunft“, Zeitschrift gi – Geldinstitute 2/2017 S. 26 f.


Beitragsnummer: 421

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