Dienstag, 12. November 2024

Banken und KMU unter Druck: Asset Based Finance als helfende Hand

KMU stehen vor einem hohen Finanzierungsbedarf und Schwierigkeiten, diesen zu decken. Gemeinsam mit alternativen Partnern können Banken hier unterstützen

Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance GmbH

Die deutsche Wirtschaft erholt sich nur sehr langsam von den Krisen der letzten Jahre. Für das laufende Jahr rechnen Wirtschaftsinstitute in der Gemeinschaftsdiagnose (https://gemeinschaftsdiagnose.de/2024/09/26/gemeinschaftsdiagnose-herbst-2024-deutsche-wirtschaft-im-umbruch-konjunktur-und-wachstum-schwach/) mit einem um 0,1 Prozent sinkenden Bruttoinlandsprodukt. Erst 2025 und 2026 wird es laut Prognose wohl um 0,8 Prozent beziehungsweise 1,3 Prozent zunehmen.

Die Wachstumsaussichten werden gedämpft durch die sich nur allmählich auflösenden konjunkturellen Hemmnisse, unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und den Strukturwandel. Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel und starker Wettbewerb u. a. aus China fordern von deutschen Unternehmen umfassende strukturelle Anpassungsprozesse. Viele haben daher aktuell einen hohen Finanzierungsbedarf. Diesen möchten sie mit Bankkrediten decken. Das ist allerdings oft eine Herausforderung.

Immer mehr Unternehmen insolvent

Die momentane wirtschaftliche Schwäche führt dazu, dass mittelständische Unternehmen vermehrt Schwierigkeiten haben, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen – dies reicht von anfänglichen Engpässen bis hin zu ausgeprägten Liquiditätskrisen und Insolvenzen. So waren laut Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (https://www.iwh-halle.de/presse/pressemitteilungen/detail/iwh-insolvenztrend-zahl-der-firmenpleiten-im-september-gestiegen-drittes-quartal-2024-erreicht-damit-rekordwerte) im September 2024 fast 30 Prozent mehr Unternehmen insolvent als im Vorjahresmonat.

Risikomanagement erfordert strenge Kreditrichtlinien

Finanzielle Schwierigkeiten sowie Notlagen wie Insolvenzen erhöhen die Risiken für Banken: Unternehmen können Kredite möglicherweise nicht bedienen, Ausfälle drohen. Dies verringert natürlich die Liquidität einer Bank, sodass ihre Fähigkeit, kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen, gefährdet wird. Das wird durch striktes Risikomanagement versucht zu verhindern. Regularien wie die MaRisk-Novelle sind entsprechend streng und erlauben es Instituten oft nicht, potenziell risikobehaftete Kredite zu gewähren. Es verwundert daher kaum, dass laut Bank Lending Survey (https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/juli-ergebnisse-der-umfrage-zum-kreditgeschaeft-bank-lending-survey-in-deutschland-935216) die befragten Banken ihre Kreditrichtlinien zuletzt erneut strafften und weitere Straffungen planen. Kurzum: Bankhäuser dürfen Darlehen vielmals nur an solche Unternehmen vergeben, die eine hohe Bonität aufweisen.

NPL-Bestände steigen

Das volatile Wirtschaftsumfeld, die strengen Regularien und die hohen Risiken schüren Unsicherheit bei der Kreditvergabe. Daher bleibt das Kreditneugeschäft verhalten und ansteigende Ausfallrisiken machen höhere Abschreibungen für notleidende Kredite (NPL) wahrscheinlicher. So ist künftig laut aktuellem NPL-Barometer der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing sowie der Frankfurt School of Finance & Management (https://bks-ev.de/npl-barometer-sommer-2024/) von einer Zunahme von Kreditausfällen auszugehen: Das Gesamtvolumen der NPLs in deutschen Bankbilanzen wird wohl bis Ende 2024 auf über 40 Mrd. Euro ansteigen. Im März meldete die European Bank Authority (EBA) bereits 39,8 Mrd. Euro, acht Mrd. mehr als im Vorjahr.

Mit Kooperationen Kunden halten

Um trotz des strengen Risikomanagements, auch die Unternehmenskunden zu halten, die eine schwächere Bonität aufweisen und sich daher inhouse nicht bedient lassen, können Bankhäuser Kooperationen mit alternativen Finanzierungsdienstleistern eingehen. So sind Kreditinstitute dennoch in der Lage, ihre Kunden ohne Unterbrechung zu betreuen. Zudem schonen sie ihre Bilanz und sichern sich mögliche Provisionen. Für mittelständische Firmenkunden, die über zahlreiche Assets wie Warenlagerbestände, Sachwerte, Immobilien, Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge verfügen, eignen sich beispielsweise objektbasierte Ansätze wie Asset Based Credit und Sale & Lease Back. Diese greifen bonitätsunabhängig, sodass Mittelständler auch Phasen überbrücken können, in denen ein Bankkredit für sie nicht in Frage kommt. Sobald sich Liquidität und Bonität der Kunden verbessern, können Banken wieder eigene Kredite gewähren.

Liquidität aus Anlage- und Umlaufvermögen

Bei der reinen Innenfinanzierung Sale & Lease Back (SLB) verkauft ein Unternehmenskunde seine werthaltigen, fungiblen Maschinen, Fahrzeuge und Anlagen an den Finanzierungspartner und mietet sie direkt wieder zurück. Dadurch werden Liquidität freigesetzt und oft stille Reserven gehoben. Die Vermögenswerte verbleiben im Unternehmen und können weiter genutzt werden. Mit den freigewordenen Mitteln lassen sich Umsatzflauten überbrücken sowie Investitionen tätigen. Der bonitätsunabhängige und schnelle Finanzierungsansatz greift vor allem auch bei Sanierungen und Restrukturierungen. Das gilt beim kurz- bis mittelfristigen Spezialkredit Asset Based Credit ebenfalls. Für diesen können Firmenkunden ihr mobiles und sekundärmarktfähiges Anlagevermögen wie Maschinen und Fahrzeuge sowie ihr handelsfähiges Umlaufvermögen wie Immobilien, Sachwerte oder Warenlager besichern. Dadurch wird Liquidität verfügbar, die etwa bei der Auftragsvorfinanzierung genutzt werden kann und die hilft, saisonale Schwankungen zu überbrücken.

PRAXISTIPPS

  • Aufgrund strenger Regularien und der volatilen Wirtschaftslage ist ein stärkeres Risikomanagement angebracht.
  • Um dennoch Kunden zu halten, können Kooperationen mit Anbietern objektbasierter Finanzierungsansätze eigegangen werden.
  • Kunden können beim Sale & Lease Back ihre werthaltigen Assets für frische Liquidität verkaufen und direkt zurückleasen.
  • Für einen Spezialkredit wie Asset Based Credit lassen sich sowohl Anlagen- als auch Umlaufvermögen besichern.

Beitragsnummer: 22797

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