Heidi Bois, Generalbevollmächtigte, FCH AG
Alice Bensheimer wurde am 06.05.1864 in Bingen geboren und verstarb am 20.03.1935 in Mannheim. Sie war eine prominente deutsche Frauenrechtlerin und engagierte Sozialreformerin. Die engagierte Netzwerkerin verband Frauenrechtlerinnen über alle parteipolitischen Grenzen und frauenpolitischen Lager hinweg. Wie viele Weggenossinnen geriet sie während des Nationalsozialismus ins gesellschaftliche Abseits.
Sie wuchs in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf und erhielt die für Mädchen ihrer Zeit übliche private Bildung. 1885 heiratete sie den Mannheimer Verleger Julius Bensheimer, der u. a. die „Neue Badische Landeszeitung“ herausgab.
Ihr soziales und politisches Engagement begann 1899, als sie Mitglied der städtischen Kommission für Armut und Jugend in Mannheim wurde. Sie setzte sich intensiv gegen Armut ein und engagierte sich während des Ersten Weltkriegs in der Kriegsfürsorge. Zudem gründete und leitete sie ab 1922 die „Mannheimer Notgesellschaft“, eine Vereinigung, die sich für die Armutsbekämpfung einsetzte.
Auf nationaler Ebene war Alice Bensheimer von 1904 bis 1931 als Schriftführerin des „Bund Deutscher Frauenvereine“ (BDF) tätig. In dieser Rolle arbeitete sie auch als Redakteurin für deren Bulletin und setzte sich für die Rechte der Frauen ein, einschließlich des Frauenwahlrechts. Sie war zudem Mitbegründerin der Sozialen Frauenschule in Mannheim, einer der ersten ihrer Art in Deutschland.
Alice Bensheimer war überzeugt davon, dass die Interessen der Frauen über parteipolitische Grenzen hinausgehen, und arbeitete deshalb mit verschiedenen politischen und sozialen Gruppen zusammen. Ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit und Frauenrechte machte sie zu einer bedeutenden Figur der deutschen Frauenbewegung.
Anlässlich des 300-jährigen Geburtstages von Mannheim, ihrer Heimatstadt, schrieb sie in der Neuen Badischen Landes-Zeitung: „Nun denn, du hast das Verlangen der Zeit verstanden, du hast deinen Mädchen gewährt, mitzuwirken im Kampf gegen Armut und Elend, Beschränktheit und Unwissenheit. Freimütiger als andere Städte hast du diesen arbeitsfrohen Frauen zugebilligt, den Männern gleichgeordnet zu wirken, nicht untergeordnet. Laß dies meinen Wunsch sein: Nutze weiter die von deinen Frauen dir dargebrachte Arbeitskraft! Sieh in ihnen nicht nur Mütter des Hauses, sieh in ihnen auch Mütter der Stadt! Doppelt wirst du gedeihen, du Jubelstadt, wenn dich Männer und Frauen hüten und pflegen!“
Beitragsnummer: 22677