Sandra Leicht, Vorstand, FCH AG
Karoline Kaulla (1739–1809) war aus heutiger Sicht eine Bank-Pionierin. Sie war nicht nur Bankerin, was zu dieser Zeit bereits absolut beeindruckend gewesen wäre, sie hat selbst eine Bank gegründet und erfolgreich geführt.
Deshalb möchten wir im Rahmen unserer BankenTimes FCH BankHer die häufig vergessene erste Bankerin Deutschlands in einem kurzen Porträt vorstellen.
Frau Kaullas Start ins Leben beinhaltete schon einige Vorurteile, mit denen sie zu kämpfen hatte:
- geboren als Frau
- jüdischen Glaubens
- in Württemberg
- als Tochter eines Pferdehändlers
Ihrem Erfolg tat das aber keinen Abbruch, „Madame“, so wird sie genannt, Kaullas geschäftliche Karriere beginnt, als sie erfolgreich das Familienunternehmen von ihrem Vater übernimmt und Handel mit Luxusgütern betreibt.
Ihre Karriere im Finanzbereich hingegen startet sie außerhalb des Familienunternehmens am württembergischen Hof, wo sie die Finanzen des Herzogs Karl-Eugen saniert. Und da der Begriff der Sanierung hier durchaus seine Berechtigung hat war diese Aufgabe heikel – einer ihrer Vorgänger wurde hingerichtet. Sie ist aber entschlossen und bleibt erfolgreich. Schnell wird sie zur reichsten Frau Deutschlands und beginnt, selbst Kredite zu vergeben.
1802 gliedert sie das zu dieser Zeit schon gut laufende Geldgeschäft aus dem Familienbetrieb aus und gründet das Bankhaus „M. & J. Kaulla“. Das M im Namen steht für Madame.
In der Literatur wird sie gelobt (soziales Engagement) wie gerügt (Kriegsfinanzierung). Zweifelsohne war sie aber eine beeindruckende, erfolgreiche Frau ihrer Zeit.
1805 wird das Bankhaus in „Königlich Württembergische Hofbank“ umbenannt und wird noch bis 1915 von Mitgliedern der Familie Kaulla geleitet.
1922 wird die Bank dann aber von der Württembergischen Vereinsbank übernommen und wird damit später ein Teil der Deutschen Bank.
Das war sie, die erste bekannte Bankerin Deutschlands.
Aufzeichnungen über die erste Bankräuberin Deutschlands finden sich übrigens tatsächlich erst in den 1960er Jahren – das ist aber ein Porträt für eine andere BankHer Ausgabe.
Beitragsnummer: 22676